Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/101

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Wenn seine Gedanken in die Zukunft schweiften, was war dann das Ziel seines jugendlichen Ehrgeizes? Dann träumte er sich als Pfarrer, umgeben von der Liebe und Verehrung einer begeistert an ihm hangenden Gemeinde. Heimlich hielt er öfter Redeübungen, wie zur Vorbereitung auf seinen künftigen Beruf – und wenn er sich dann auch wieder derartiger Versuche halber als eines unnützen Spiels der Eitelkeit strafte, so dienen seine Selbstbekenntnisse doch jedenfalls zum Beweis, in welcher bestimmten Gestalt ihm seine Zukunft vorschwebte und wie der Beruf, nach dem er sich ausstreckte, für den Jüngling bereits seiner Wünsche und Sehnsucht höchstes Ziel war.

 Ein Jahr war für den Aufenthalt in Berlin in Aussicht genommen. Auf Verlangen seiner Mutter kehrte er aber bereits nach einem halben Jahre nach Hause. Wie erwünscht ihm dieser Ruf seiner Mutter war, kann man sich bei seinem starken ihm Lebenslang eigen gebliebenen Zug zur Heimath leicht denken. Die oft auf der Landkarte zurückgelegte Reise durfte er nun wirklich antreten. „Leite, o HErr“ – bittet er – „meine Füße nun nicht blos in die irdische Heimath zurück, daß ich leiblich sei, wo meine Väter sind gewesen, sondern daß mir meiner Väter Sitz ein Bethel, ein Ebenezer werde, daß ich sehe den Himmel offen. Dank Dir und Preis für jede Stunde, die Deine Gnade mir mit Segen Leibes oder der Seele in dieser Stadt geschenkt hat. Schlafend, wachend, wohnend, reisend, lebend, sterbend – für Zeit und Ewigkeit laß mich Dein sein und bleiben. Amen.“

 So gieng Löhe von Berlin. In einem Brief an einen Freund (30. October 1828), der hier in extenso mitgetheilt werden mag, äußert er sich, indem er die Eindrücke und den geistigen Gewinn seines dortigen Aufenthalts zusammen faßt, auf folgende Weise: