Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/114

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den Leib etc.‘, und der Herr Pfarrer Gerlach segnete und tröstete, wie er konnte.

 „Am 18. und 19. war meine Schwester sehr matt, denn der Geist war willig, aber das Fleisch schwach. Am 20. legte sie sich und liegt noch. Sie war allerdings in Gefahr des Todes, und ihre Kinder in Gefahr, Waisen zu werden. Aber der treue Heiland wandte Nerven- und Gallenfieber ab. Dennoch war die Hand des HErrn ernst genug.

 „Am schönen Johannistag, da alle Gräber dieses Namens geschmückt waren, war ich mit den Kindern und Gustav auf dem Kirchhof bei meines Vaters Grab, dem schon etliche Jahre eine unbekannte Hand an diesem Tage auch einen Kranz bringt, bei Conrad’s Grab – und weil auch die Kirche mit Bäumen und Blumen aufs Fest geschmückt wurde und viele Leute unter den Gräbern herumgiengen, war es für die Kinder ein schönes Fest. – Aber wie wehe hätte es gethan, wenn ich nach einigen Tagen die Mutter auf diesen Kirchhof vor mir hätte begleiten sollen.

 „Am schönen Festmorgen gieng ich in die Communion, wo circa 520 Personen miteinander das Abendmahl genossen. Mittags gieng ich in Kraußolds Predigt, wo ich in allem Ernste fürchten konnte, es möchten die Emporkirchen vor Menge der Leute einstürzen. – Meine Schwester war heute so heiter, daß ich für die Nacht nur ärger fürchtete, und am andern Morgen fand ich auch das ganze Haus in Jammer, und meine Schwester selbst sagte, sie könne keinen solchen Anfall mehr aushalten.

 „O, wie war uns nun so angst auf die Sonntagsnacht, als die neunte und entscheidende. Wir alle und auch die Hausleute wurden ins Gebet getrieben. Am Nachmittage des Sonnabends kamen meiner lieben Schwester die Todesängsten,