Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/119

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uns noch zu viel Respect, wir haben das weiße Kleid Herodis und den Speichel der Soldaten noch nicht.“

 Dies mag als Schilderung des Stilllebens Löhe’s in Fürth genügen, wenn wir noch die eine Bemerkung anreihen, daß er in jener Zeit die Pflicht, seinem Leibe Erholung zu gönnen, noch nicht so versäumte, wie später. Er machte damals, wenn auch nicht regelmäßige, doch häufige Spaziergänge. Indeß suchte er schon zu jener Zeit nicht den bloßen Naturgenuß, sondern verband gerne das Unterhaltende mit dem Belehrenden. Häufig wanderte bei seinen Spaziergängen ein Buch mit, mit dem er sich dann ins Gras legte, abwechselnd der Natur und seiner Lectüre sich freuend.

 Wir lassen beispielshalber einen Brief folgen, der zeigt, wie er seine Spaziergänge instructiv zu machen verstand.


 „Lieber Bruder!

 „Damit unser Briefwechsel doch wieder in Gang kommt, schreib’ ich Dir Dieses, und erwarte, was Du darauf zu sagen hast.

 „Daß es Frühling wird, und wir einen April haben, der seinem alten Ruhm Ehre macht, launenhaft und schön, das wirst Du an Himmel und Erden, über und um Hersbruck schon selbst bemerkt haben. Aber das will ich Dir eigentlich schreiben, daß ich zur Betrachtung dieses Frühlings zum wenigsten Ein Auge mehr bekommen habe in diesem Frühling; sonst gieng ich über die Frühlingsflur und dachte bei dem schönen Anblick an weiter Nichts, als an das Vieh, und wie viel Heu da für dasselbe wachse. Aber außerdem, daß ich in einem Liede lese:

„Daß Baum und Pflanze sich erhebt,
Sich Alles regt und Alles lebt,
Verdank’ ich Seinem Sterben!“