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1. Meine Heimath.

 Von Nürnberg zieht die Pegnitz nordwestlich, und nach einer guten Stunde Laufes vereinigt sie sich mit der von Süden kommenden Rednitz an einem waldigen Hügelzug. Dort läßt die Sage Kaiser Karl den Großen bei einer Ueberfahrt in Gefahr gerathen, vom Fährmann gerettet werden und ganz in der Nähe des Rednitzflusses ein Kirchlein stiften, bei dessen Ueberresten ich als Knabe gerne saß. Das Kirchlein war dem heiligen Martin von Tours geweiht. Nicht weit vom Kirchlein an einer noch von einem kleinen Hause bezeichneten Stelle soll ein „Siechkobel“, ein Aufenthalt für den kranken Wanderer gestanden haben. Das waren die Anfänge meiner Vaterstadt Fürth. In meiner Jugend hörte ich noch in der Schule, Deutschland habe vier große Dörfer, unter denen Fürth war. Jetzt – und seit geraumer Zeit schon – ist aus dem Dorfe eine Stadt von circa 16000 Einwohnern geworden. Jedenfalls hatte das „Dorf“ die Rechte eines Marktfleckens, wie denn auch jetzt noch Leute meines Alters einen „obern und untern Flecken“ unterscheiden. Drei Herrschaften stritten sich um den Ort: Brandenburg-Ansbach, welches ein markgräfliches Geleitshaus daselbst hatte, Nürnberg, welches die Pfarrei besetzte, und die Domprobstei zu Bamberg, welche ein Rentamt in Fürth unterhielt. Der