Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/142

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Jetzt habe ich sie, scheint mirs. Eine Reise, welche ich mit meinem Freund Pächtner ins Donaumoos morgen in aller Frühe antreten will, hindert mich, persönlich bei Ihnen zu erscheinen. Nehmen Sie einstweilen dieses Blatt gütig auf. Ich habe, wie Sie durch Kündinger schon wissen, gleich im Anfange, noch vor meiner Ordination, zwei Vicariate hintangesetzt, um Ihnen die versprochene Aushilfe zu leisten, und hätte gewiß auch diesen Ruf nicht angenommen, wenn meine Aushilfe, wie sie bis jetzt war, der Gemeinde oder Ihnen einen ernsten Nutzen hätte schaffen können. Es ist die reine lautere Wahrheit gewesen, wenn ich in meinem ersten Briefe schrieb, daß ich nur aus Liebe zum Amt und zu Ihnen mein Anerbieten mache. Die Ordination war es ganz und gar nicht, welche ich auf diesem Weg suchte, ich wäre ja beim Eintritt in jedes Vicariat ohne weiteres ordiniert worden, und es wäre, wie ich Ihnen gleich bei meinem ersten Besuche nachdrücklich versichert habe, z. B. Herr Pfarrer Sauer in Kraftshof gerne bereit gewesen, um selbige für ihn zu leistende Aushilfe beim Consistorium einzukommen. Es war pure Liebe zum Amte und zu Ihnen der Grund meines Anerbietens, und hoffte ich dagegen nur so viel Liebe und zarte Schonung, daß Sie nun im Falle nöthiger Aushilfe keinen andern als mich würden fordern lassen. Darum hat es mir wehe gethan, daß Sie durch Austausch Ihrer Functionen an Ihre Collegen meiner Aushilfe ausgewichen sind und meine Person, ja meine Ordination damit verachtet haben. Ich mußte ja daraus schließen, daß Sie eine andere Aushilfe lieber nehmen als die meinige, die gewiß aus gutem Willen wäre gegeben worden. Darum habe ich den Ruf nach Kirchenlamitz angenommen. Dort bittet man mich von mehr als von einer Seite zu kommen, und der Ruf ist beschämend liebreich, man will mir Arbeit genug und wiederum Ruhe