Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/145

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Schuh tief liegt doch der Torf, den sie ausstechen und wie Backsteine, höher als ihre Häuser zusammenschlichten. Es wächst nicht viel – und die Sonne hat Mühe, wenn sie bis gegen 10 Uhr hin die üblen Dünste zerstreuen will, die von diesem Moor aufsteigen. Nach und nach kamen wir zu den Colonistenhäusern von Karlshuld, die sich zu beiden Seiten der Chaussee weiter hinabstrecken als man sehen kann.

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 „Wir fuhren lang, ehe wir das kleine Thürmchen des Kirchleins sahen, dem gegenüber das Pfarrhaus und Schulhaus liegen sollten. Endlich sahen wir das hölzerne Pfarrhaus mit seinem schönen Gärtlein. Beim Eintritt ins Pfarrhaus kam uns Lutz, der Kleidung nach ein katholisches Pfäfflein, unansehnlich dem Aeußern nach, aber mit durchstrahlender innerer Herrlichkeit der Liebe entgegen und führte uns in seine Stube. Alles schön, reinlich, heilig, schöne Bilder an den Wänden, wie ich mir einst auch mein Pfarrhaus wünsche. Ich war sogleich daheim in seinem hölzernen Pfarrhäuslein, ich wußte nicht, daß ich bei einem Katholiken war, außer daß mich überall etwas Venerables, das man bei unsern Pfarrern nicht findet, und das devote Benehmen der übrigen Kirchkinder daran erinnerte. Lutz predigt in seinem scheunenmäßigen, zerbrochnen Kirchlein alle Sonntage im Segen – in evangelischer Lauterkeit und Einfalt. Seine Gelehrsamkeit besteht aus der Bibel und Luthers Schriften, sonst hat er wenig besondere Bücher. Etwa 60 bis 70 (ja er meint 100) Familien wollen mit ihm übertreten und warten ungeduldig auf die Zeit ihres freien Bekenntnisses. Er erzählte uns von dem Werke Jesu auf dem Moos, führte uns dann in sein armes Kirchlein und dann hinab zum Pfarrer Meyer in Untermaxfeld, der ein Proselyt aus Israel ist, aber noch nicht in gleichem Maße wie Lutz in der Gnade lebt. Gott wolle ihn hinanführen. Hatten hier zusammen einen schönen