Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/146

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Tag, wo ich auch durch Gottes Gnade ernsthaft vom Uebertritt redete.“

 Einen Tag und eine Nacht brachten Löhe und sein Freund Pächtner bei Lutz zu, am folgenden Tag verabschiedeten sie sich und traten die Rückreise nach Fürth wieder an.

 Von da an wandte Löhe der evangelischen Bewegung im Donaumoos sein unausgesetztes Interesse zu.

 Bei dem lebendigen persönlichen Antheil, den er an dieser Bewegung genommen, mußte ihn die betrübende Wendung, welche Lutzens Rückübertritt zur katholischen Kirche herbeiführte, mit tiefem Schmerz erfüllen. Die größere Nüchternheit aber, mit der er Dinge und Personen von Anfang an betrachtet hatte, bewirkte, daß bei der Kunde von Lutzens Abfall zur katholischen Kirche seine Enttäuschung weniger groß und sein Urtheil weniger herb war als das von so vielen Anderen. Er schrieb damals an Pächtner: „Mit einer gewissen Erschütterung, welche bei einer so zähen Natur, wie die meinige ist, nur selten kommt, habe ich die erste Nachricht von den Karlshulder Dingen gelesen. Georg wurde etwa noch mehr als ich erschüttert, desgleichen die übrigen Brüder des Oberlands, welchen ich die Sache auf unserer letzten Conferenz mittheilte. Nur Renzel lacht und meint, was zwar richtig, – daß unsere Kirche fester als so gebaut sei. – Aufrichtig und hintennach zu reden, muß ich Dirs nur gestehen, daß ich bei Lutz von Anfang an nicht die Erfahrung der göttlichen Gnade, aber die feste Erkenntnis und richtige Schätzung der einzelnen Lehren unseres Glaubens vermißte. In dieser nervenschwachen Zeit hält man alles gleich für einen Christen, wenns nur viele Rührungen und inwendiges Leben hat und von Buße und Glaube spricht; ich meines Theils achte dafür, das Festwerden des Geistes sei auch eine Gnade – nach dem Spruch: ‚Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest