Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/155

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gehalten. Es erwachte in der Gemeinde ein reges geistliches Leben; nicht blos aus dem Volk, sondern auch aus den gebildeteren Kreisen fand gar manche ernste und entschiedene Bekehrung zum HErrn statt.

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 Unter allen Erfahrungen dieser Art war es für Löhe wohl die freudenreichste, daß er die Seele seines Amtsbruders für den Herrn und zugleich auch für sich gewann. Der erste Eindruck, den Georg, so hieß der zweite Pfarrer in Kirchenlamitz, auf Löhe bei dessen Antrittsbesuch machte, war wenn auch kein abstoßender, so doch auch kein günstiger. Pfarrer Georg war damals ein großer Pferde- und Hunde-Liebhaber, und zufällig war der geliebte Hund, als Löhe seinen Antrittsbesuch machte, leidend. Löhe schmeichelte sich in die Gunst des Pfarrers nicht wenig dadurch ein, daß er dem vierfüßigen Patienten sofort eine homöopathische Arzenei verschrieb. Da die Arzenei wirkte, so wurde der Vierfüßler in Zukunft als eine Art Versuchsobject benützt, um die Wirkung homöopathischer Arzeneien zu erproben. Auch für Pferde hatte Pfarrer Georg eine solche Leidenschaft, daß er, wenn ein Wagen vorüber fuhr, selbst aus der Sacristei lief, in der er vielleicht den Augenblick vorher seinem Unmuth gegen den jungen Vicar so laut Luft gemacht hatte, daß derselbe seine Expectorationen bis auf die Kanzel hören konnte. Löhe schreibt von der ersten Begegnung mit Georg an seinen Freund Kündinger: „Mit dem zweiten Pfarrer Georg habe ich ein stundenlanges Gespräch über religiöse Dinge gehalten und ihn nicht so gar bier-tümpfelig, nur etwas roh, aber sehr gutmüthig gefunden. Er hat sich diesen Nachmittag die Evangelische Kirchenzeitung bei mir holen lassen. Er hat heute auch den Vorgottesdienst mit gebührender Ehrfurcht, auch die Consecration zum heiligen Abendmahl gehalten, – wollen für ihn beten.“ Dies war Löhe’s erster Eindruck von Georg. Aber