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Echtheit sein. Es war dies wohl das schönste und ungetrübteste Freundschaftsverhältnis, welches sich in Löhe’s Leben knüpfte.

 Außerdem stand Löhe auch mit einigen anderen Geistlichen in der Nachbarschaft in brüderlichem Verkehr. So mit dem von ihm besonders geschätzten Pfarrer Renzel in Schwarzenbach a. S. und einem jungen Vicar in Markt Leuthen, Namens Seyler, der kurz vorher zu einem lebendigen Christenthum erweckt, damals im ersten Feuer der Liebe zu Jesu stand. Mit beiden und noch einigen gleichgesinnten Freunden aus dem Laienstand kam Löhe und Georg in der günstigeren Jahreszeit auf einer ungefähr in der Mitte zwischen ihren verschiedenen Wohnorten gelegenen Einöde, der Schieda, zusammen. „Da halten wir“ – schreibt Löhe – „im Sommer gar schöne Conventicula bei Bier und Rettig. Wenn die Sonne so schön scheint, ist das prächtig, ich freue mich, wenn es Frühling werden wird.“

 Der Verkehr mit diesen ihm gleichgesinnten Amtsbrüdern war für Löhe anregend und erquicklich, um so mehr, als er aus dem Umgang mit seinem alten Herrn nicht viel geistige und geistliche Anregung holen konnte. Die theologischen Anschauungen des alten Mannes waren diejenigen seiner Zeit, und darum ein eingehender Gedankenaustausch in religiösen Dingen zwischen beiden nicht wohl möglich. Namentlich that der junge Vicar seinem alten Pfarrer mit der unablässigen Predigt von der Rechtfertigung zu viel. Es gab wegen dieser abweichenden Ueberzeugungen hie und da einen kleinen Disput zwischen beiden, jedoch ohne Trübung des persönlichen Verhältnisses. Der alte Herr hatte die Weisheit, seinen Vicar in seinem Amte unbehelligt gewähren zu lassen, und dieser hielt es für die Aufgabe eines Vicars, wo es nur ohne Verläugnung des Glaubens möglich war, sich mit völligem Gehorsam in den Willen seines