Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/165

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Genossen in der Seelsorge, denn sie verschaffen den Leuten nicht nur Bibeln, sondern unterstreichen ihnen auch die schönsten Stellen, geben Tractate aus, die zur Bibelsache dienen, lesen denen vor, die nicht lesen können, besuchen die männlichen Kranken, füllen Berg und Thal mit dem Weihgesang ihrer Lieder. – Ebenso arbeitet eine Schaar Mädchen an dem weiblichen Theil der Gemeinde mit. Dieselben haben etliche Seelen in ihrer Mitte, die mir überaus werth sind. Eine, die der Wind Gottes bis von Stettin herunter (ihre Eltern sind ehemalige meklenburgische Hofschauspieler) geweht hat, die mich und mein Thun Anfangs lächerlich fand, kam aus dem Lachen bald ins Weinen und hat sich durch Gott so bekehrt, daß sie nicht nur ein kräftiges Werkzeug an der Gemeinde, sondern oft auch an mir ist; sie straft mich oft gerade ins Angesicht, – ist erst fünfzehn Jahre gewesen. Eine Zweite ist mir noch lieber, ist eine stille Maria, die in der Christenlehre, welche ich bisher an Sonntagen nach der Abendkirche für den Mädchenchor hielt, sehr viel lernte (nach Freylinghausens Grundlage der Theologie) und in ihrem ganzen Leben ein stilles fröhliches Lichtlein ist. Gott segne sie. – Etliche von ihnen stricken zweimal für die Mission; einmal arbeiten sie für die Armen bei der Apothekerin, (welche sich sammt ihrem Manne auch erst bekehrt hat; wir haben heute, Georg und seine Frau auch dazu, communiciert). Es gibt mancherlei Specialia; aber ich erzähle nicht gerne davon. Auch rathe ich Dir nicht, es jetzt schon so anzufangen. Gott hat mir erst nach langer, langer Arbeit das geschenkt. Er läßt die Leute zu den Chören wachsen; dann kann man sie sammeln. Predige nur vom Lamme Gottes und vertraue auf es. Die Ihn, die Jesum den Gekreuzigten in brünstiger Liebe anschauen und so den Mund aufthun, denen gelingt es. Glaube, rede, schweige,