Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/168

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lebte, ihm erklärten, ihn verklagen zu müssen. Auf Grund des dann ergehenden Verbots konnte er die Hilfesuchenden von sich weisen und ihres ihm selbst lästig gewordenen Zudranges sich erwehren.

 Einen wenn auch leider nur dürftigen Abriß der reich gesegneten Wirksamkeit Löhe’s in Kirchenlamitz haben wir hiemit gegeben. Um dem Leser jedoch einen etwas frischeren Eindruck und ein anziehenderes Bild von diesem Zeitabschnitt aus Löhe’s Leben zu geben, als dies durch Aneinanderreihung zerstreuter Tagebuchnotizen geschehen konnte, lassen wir, ehe wir zur Erzählung seiner Verfolgungen in Kirchenlamitz übergehen, hier einige seiner aus Kirchenlamitz geschriebenen Briefe zum Abdruck kommen.


„Kirchenlamitz, den 1. Februar 1832.

 „Geliebter Bruder P.!

 „Deinen lieben Brief habe ich erhalten. Dank Dir herzlich dafür.

 „Ob ich mit Freudigkeit an Weihnachten von meinem treuen Heiland gezeugt habe? Ja sieh, die Freudigkeit ist hier auf Erden nur ein Gast, und wenn man sie hat, hat man vom Hochzeitwein in Cana getrunken, von welchem man nicht oft trinkt. Was man nicht immer haben kann, muß auch nicht durchaus nöthig sein. Oft war ich, meinen Gedanken nach, in großer Trockenheit, und wenn ich wieder freudig ward, sah ich ein, daß ich ja die Freudigkeit wie einen schlafenden Christus oder incognito dennoch auch in der Wüste bei mir hatte, und sie mich mit himmlischem Labsal labte. Da merkte ich, daß Gott den Menschen, seit er jenen Einen verlassen hat, nicht mehr verläßt, darum leb ich eben auf Ihn hin so fort, nehme mein Kreuzlein auf den Rücken und sage: ‚Wohin soll ich