Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/171

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 „Ihr habt in K. eine Conferenz gehalten, wir waren in G. recht fröhlich beisammen. Themata schreiben wir nicht aus, wir können nicht fertig werden mit Pastoraldingen und freuen uns pur der brüderlichen Gemeinschaft. Doch gieng es auch hie und da ins Gelehrte, maßen wir selber gar gelehrte Leute sind (verstehst es schon).

 „Meine Confirmanden (zusammen 62 Knaben) gedeihen wohl zum Theil. Ich gebe wöchentlich 4 Stunden ex officio, am Mittwoch und Sonnabend 2 Repetitions- und am Sonntag Morgens 6 Uhr eine Unterrichtsstunde für die ganz schwachen Landkinder. Ich bin mit dem Unterricht fertig. Die Kinder haben meine Concepte zum kleinen luth. Katechismus (etwa 8 Bogen) abgeschrieben und müssen darnach täglich unter meinen Augen selber repitieren. In den eigentlichen Stunden erkläre ich jetzt zwei Mal die gelernten Sprüche, zwei Mal die Augsburger Confession. Am Trinitatisfeste werden sie confirmiert werden. Auch die Predigten werden fortwährend so gut besucht, als es bei dem engen Raum möglich ist. Bei schönem Wetter bleiben viele auf dem Kirchhof. Auf die Predigten wende ich immer mehr Fleiß und da ich sonst ungeniert zuredete, schlägt mir jetzt das Gewissen, wenn ich’s ohne Vorbereitung da oder dort wagen muß. Uebrigens ist es mir vorgekommen, daß man nicht, wie ich wohl sonst dachte, auf der Kanzel im Conversationston reden dürfe. Der Prediger hat einen Auftrag von dem Allerhöchsten und muß das wissen. Das Kreuz des HErrn ist das Allerhöchste auf Erden, und wer von ihm redet, muß nicht eine gewöhnliche, hausbackene Demuth auf die Kanzel und in die Kanzelsprache führen. Dicta factis aequanda. Du mußt mich aber nicht misverstehen. Hohen Worten bin ich herzlich feind. Die Bibel und namentlich die Reden des HErrn selbst in ihrer einfältigen Hoheit sehe ich für das Allerschönste an.