Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/172

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 „Außerdem mache ich Hausbesuche, gebe mich den Kindern hin etc., seufze und warte auf Gott. Müde werde ich oft genug. Manchmal wird mir die Erntezeit so gar lang zu erwarten. Aber wenn meine Flügel sinken wollen, wenn ich undankbar genug denken will: ,Es ist alles eitel,‘ schickt mir Gott oft augenblicklich Leute, in denen ich sein Werk deutlich merken kann, und Gottes Gnade ist nicht vergeblich. Unter den Vornehmen ist der katholische Actuar am meisten auf der Seite des Evangeliums, geht in alle Predigten und vertheidigt mich gegen den Landrichter, wenn der manchmal aus seinem bösen Gewissen rumort. Der Landrichter ist auch nicht sicher, mein ich, daß er nicht einmal als eine lang widerstrebende Eiche durch viele Arbeit der Gnade gebrochen wird. Er rühmt sich, daß ich unter seiner Aufsicht stehe, und daß er mich oft besuche, damit er sehe, ob ich keine Conventikel halte. Es ist aber beides nicht wahr, sondern ich stehe blos unter besonderer Aufsicht meines alten Herrn und des Decans, der mir fleißig meine Predigten censieren soll, aber viel zu faul dazu ist. (Sonst hätte ich mir auch das nicht gefallen lassen.) Sie möchten mich gerne von hier weghaben und haben sich auch Mühe gegeben. Aber sie können nichts. Ich bin allezeit getrost und will bleiben, bis mich Gott wo anders hinruft. Ja ich bin gerne hier, bin daheim – und da ich für die paar Widersacher auch von der andern Seite Liebe genug finde, lach’ ich zu allem und denke: ‚Haltet euch herunter zu den Niedrigen‘ und ‚Silentio ac spe!‘ Es ist gar ein großer Fehler von mir, daß ich so stolz bin, und das Consistorium hat Recht, wenn es mich einen von sich selbst eingenommenen jungen Mann nennt. Aber ich habe an meiner Sünde kein Wohlgefallen, sondern mein Sinn steht zu dem, der mich erlöset hat, und ich freue mich auch herzlich mit denen, welche sammt mir aus meiner Gemeinde erlöst sind. Mir ist