Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/173

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oft so wohl, als war ich im Himmel. Ich bin ein glücklicher Mensch, und nur mein Unglaube macht mich oft so düster. K., wir habens gut, auch wenns schlimm geht. Predigt von den Gerechten, daß sie es gut haben. Amen.

 Dein Bruder

W. Löhe.“




Kirchenlamitz, den 24. October 1832.

 „Geliebter Bruder P.!

 „Habe herzlichen Dank für Deinen lieben, etwas lang ausgebliebenen Brief und nimm mirs nicht übel, daß ich vor geschäftigem Müßiggang nicht eher als heute dazu gekommen bin, ihn zu beantworten.

 „Die Moosgemeinde ist allerdings das glänzende Licht nicht geworden, welches wir eine ganz kurze Zeit an ihr zu sehen vermutheten. Indeß mußten wir uns rücksichtlich dessen, was geschehen ist, mit dem Wort trösten: ,Es ist des HErrn Gnade, daß wir nicht gar aus sind.‘ Gott bewahre das Nachthüttlein im Weinberg und gebe Euch Weingärtnern Weisheit, Liebe und Kraft des Glaubens, dazu Seinen Segen, ohne welchen nichts gedeiht. Daß Ihr Raumers Gesangbuch brauchen dürft, kann einem allein schon die Moosluft versüßen. Das neue Gesangbuch ist mir ein Kreuz, das mich sticht und drückt, so oft ich dran denke, geschweige wenn ich Lieder zum Gesang suchen soll.

 „ Was mein alter Herr macht? Der ist – die guten Werke anlangend – auch katholisch. Er kann sich gar nicht drüber zufrieden geben, daß ich alle Sonntage die Rechtfertigung vorbringe, und will haben, ich soll mehr von guten Werken und seiner Lieblingslehre, von den Graden der Seligkeit, predigen. Ich thue ihm aber den Gefallen nicht. Die Rechtfertigung bleibt mein Haupt-locus, ob ich zwar die Buße, Liebe und Liebeswerke