Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/176

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Menschen kommt man ungelegen, wenn man etwas haben will. Man weiß indeß nicht, was noch geschehen kann.

 „Ich mache meine Sache immer schlecht. Mein Gewissen predigt scharf. Es ist nichts Gesundes an mir von der Fußsohle bis zum Haupte, nichts als Striemen, Wunden und Eiterbeulen. Der grobe Stolz in Stiefeln und Sporen und seine Schwester Empfindlichkeit, die auf Tanzschuhen daher trippelt; dazu deren Mutter Selbstsucht, die alte Hexe, welche dennoch so viel Gecken und Liebhaber hat: die thun mir Tag für Tag die Pein mit ihren Besuchen an – ungebeten. Anderen Zigeunerpacks zu geschweigen. Meine Seele ist müde aller Sünde, ich möchte sprechen wie der sterbende August von Anhalt: Evolemus![1] Ich möchte sein, wo mein HErr, wenn eine so miserable Seele Ihn HErr nennen darf. Ich wüßte nicht wohin, wenn ich nicht des HErrn Prediger wäre und von vielem Predigen endlich auch so viel wüßte, daß auch ich zu ihm kommen und aus Seiner Fülle Gnade um Gnade schöpfen soll.

 „Indeß so gar nichts ich selber bin, so erfahre ich dennoch reichlich die göttliche Gnade, welche mich selber nicht verzweifeln läßt und mir fast alles segnet, was ich mit einigem Ernst angreife. Das Häuflein der Gläubigen mehrt sich, besonders im jungen Volk ist viel Segen. Widerstand finde ich nicht mehr viel, wenn auch die Widersacher viel schimpfen. Uebers Schimpfen hinaus ists in der letzten Zeit nicht gegangen.

 „Ich bin, es kurz zu sagen, einer der glücklichsten Vicarien, was das Aeußerliche anlangt. Ich wünsche nichts hinzu und begehre nichts. Ich erwarte alle Tage, daß etwa ein Rüthlein komme, welches Gott insbesondere für mich geschnitten hat. Wie ichs etwa aufnehmen werde, wenns kommt, weiß ich nicht. Ich werde zittern und zagen – meine ich. Ich verdiens nicht anders...


  1. Laßt uns davonfliegen.