Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/233

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fragende Auge – betrachte, wie ganz anders sein Leben ist, wie völlig anders seine Freuden, als sie in Gottes Nähe sein würden – wie es im Dienst der Vergänglichkeit ihr Leben beginnt und endet: – ist Dir das Seufzen und Sehnen nicht klar? Sieh die leblose Natur mit nüchternem Auge an: ist sie, wie so oft Weltmenschen, die sich selbst belügen, sagen, ist sie ein Paradies? Daß die Erde in weiten Länderstrecken wüst und leer, verödet und versandet, oder in Sumpf und Morast daliegt, daß sie ohne Aussaat und Pflanzen, ohne Schweiß des Arbeiters nur an wenigen Orten die Nothdurft trägt, daß sie – wo ihr Ansehen noch am meisten einem Paradiese ähnlich sieht in jenen vielbesungenen südlichen Ländern, auch so viel Plagen, Giftpflanzen und giftige Thiere und andere Schrecken des Tages und der Nacht hervorbringt, daß Unkraut, Dorn und Distel den treuen Fleiß des Landmannes verhöhnen und als Zeugen göttlichen Fluches über die ganze Erde dastehen: bedenken jene nicht, welche so gerne sich durch die Natur in Entzücken versetzen lassen und ihr dienen wie ihrem Gott, und ihren Gott die Natur nennen. Die kahlen Berge, die nackten


    erinnert hat, wo wir von Hegels concreter Angst Gottes redeten), aber nicht vor dem Volke, das der Milchspeise bedarf.
     „Also – verscheuche und verschüchtere das Käuzlein nicht, das aus der Wüste und Einsamkeit hineinruft in die Hauptstadt, nicht als wollte es Tod verkünden, sondern um an Eurem Leben sich zu freuen. Sei Du ein Licht auf dem Leuchter, das Allen leuchtet, auch der Lichtputze, die bisweilen dem Lichte naht, als wäre sie neidisch auf den Glanz desselben. Aber nein! obwohl sie selber ist ‚finster, kalt und trübe‘, möchte sie doch im Kleinen dem scheinenden Lichte dienen und wie eine sorgsame und sparsame Hausmutter die Räuber wegnehmen, die der Aberglaube für Rosen und Briefboten ansieht, die aber dem Lichte schnellere Verzehrung und dem forschenden Auge Schmerzen bringen.

    Dein 
    dankbarer H.“