Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/234

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Felsen, die wie alternde Gebeine zum Himmel starren, triefen vom ängstlichen Warten auf Erneuerung, das Abendroth und der Sonne tägliches Abschiednehmen predigen die Sehnsucht dieser Welt nach der Offenbarung jener Welt. Nur wer so keine Sehnsucht hat und auf die Zukunft eines vollkommenen Lebens nicht harret, kann die Natur vergöttern wie Heiden. Wer aber den Himmel von ferne gesehen hat im Spiegel der Verheißung, wer gehört hat vom Strom des Lebens, vom Gehölz des Lebens in jener Welt, von dem neuen Himmel und der neuen Erde, auf welchen Gerechtigkeit wohnet – wer je die verheißene Herrlichkeit des Reiches Gottes in der Schrift gesehen hat, der kann sein Herz an dieser irdischen Naturschönheit nicht sättigen, – der fühlt sich auf den Gipfeln und in den Thälern der Alpen und auf den immer jungen Frühlingsinseln der Südsee nicht daheim, der kann diese Erde, diese Sonne nicht so gar schön heißen, da sie Menschen dienen, die ohne Christum, den schönsten Helden und Heiligen Gottes, leben können.“

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 In seiner Vertheidigungsschrift, die Löhe gegen diese Klagen einreichte, verantwortet er sich in Bezug auf die einzelnen Klagepunkte mit der siegreichen Stärke des guten Gewissens: „Das Beispiel des größesten und weisesten aller Prediger, das des HErrn selbst, zeige, wie leicht man einem Prediger auch die klarsten, harmlosesten Worte zu Bolzen drehen könne. Was die Stelle vom Zugvieh betreffe, so sei das darüber Gesagte uralte Lehre der Kirche und so wenig etwas Unerhörtes, daß man sie, wenn es eines Dieners des Evangeliums würdig wäre, selbst in der herrschenden Zeitphilosophie nachweisen könne. Gerne bekenne er übrigens, daß ihm trotz sorgfältiger Vorbereitung der Ausdruck auf der Kanzel in einzelnen Fällen mislungen sei. Wollte jemand deswegen ihm misgünstig sein, so könne er ihm nur beistimmen, indem er die Worte eines Größeren auch auf