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Ich erinnere mich, von meiner Mutter lachend emporgehoben und auf den Tisch gesetzt worden zu sein. Ich sei ein ganz artiges, stilles, frommes Knäblein gewesen, voll Lieb und Lust zu meiner Mutter, – so sagt meine Mutter selbst. Ich kanns aber nicht begreifen.

 Ich saß gerne zu Füßen meiner Mutter und nähte mit ihr. Es war, da ich so klein war, meine Idee, ein Schneider zu werden, denn so war ich der Mutter gleich. Ich lernte leicht, was mir meine Mutter vorsagte, und war glücklich, wenn sie mich des Abends einbetete mit: „Ich weiß, an wen ich glaube“, – „Beschirmt von deinem Segen“ etc.

 Einmal war Synode. Die Pfarrer der großen Diöcese Cadolzburg, zu welcher Fürth gehörte, versammelten sich im Chor der Michaeliskirche. Mein Vater nahm mich, trug mich auf die oberste Empor, hub mich auf, daß ich hinunter schauen konnte in die ehrwürdige Versammlung. Der Blick blieb mir, ich hab ihn noch und freue mich desselben noch.

 Mit vier Jahren hab ich ziemlich lesen können. Da schickte mich mein Vater in Lehrstunden. Ich erinnere mich noch, bei der Frau des alten Schullehrers Singer gewesen zu sein, und bei Herrn Fideri hatte ich bereits Lust und Leid, letzteres, wenn er mich strafend an der Haarlocke neben dem Ohre zog, – Lust, wenn ich zur Belohnung des Fleißes einen von den zinnernen Reitern bekam, die ihm mein Vater zu dem Zweck zugestellt hatte. Mit fünf Jahren gieng ich in die Schule, und zur Zeit, wo die Tscherkessen und Baschkiren auf Befehl des Czaars in den Franzosenkrieg zogen, war ich in der Schule bereits Monitor. Ich gieng aber je länger, je weniger gern in die Schule. Die Schule war mir eine Pein, zumal wenn die Lehrer streng waren. Ich war erbärmlich schüchtern und zitterte auch vor fremder Strafe.