Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/251

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ihre neue Heimath, das Haus wird leer, endlich, denn ich habe gestern dem Glaser aufgesagt – wandre ich auch weiter. Siehe da, das ist das menschliche Leben. Es muß alles zu einem Untergang kommen und das ist gut! Gott sei dennoch gelobt, der uns das beste Theil gibt und nicht mehr nimmt!“ –

 Auch in den Aufzeichnungen der nächsten Tage ist der Nachklang des Abschiedswehes noch vernehmlich. „Mein Herz thut mir doch recht weh vom Abschied meiner Leute“, heißt es da einmal und ein anderesmal: „noch immer ist meine Seele nicht frei von den Abschiedswehen meiner Frankfurter.“ – Aeußerungen, die jedenfalls zeigen, wie eng er mit seinen bisherigen Hausgenossen zusammen gewachsen war, und es begreiflich machen, wie später, als er sich entschloß, sich eine Lebensgefährtin zu wählen, seine Gedanken zu Helenen sich zurück lenkten.

 Zunächst aber hatte er ganz an etwas anderes zu denken, nämlich an das Anstellungsexamen, das in Bayern fünf Jahre nach der Annahmsprüfung stattzufinden pflegt. Jedermann, der in der Lage war, weiß, wie wenig erquicklich die Vorbereitung auf ein Examen und sonderlich auf dieses ist. Die Kürze der Zeit, welche das Amt für das Examenstudium übrig läßt, die deshalb unvermeidliche Hast und Unruhe dieses Studiums, die Ueberladung des Gedächtnisses mit massenhaftem Detail, die Ungewohntheit schulmäßigen Lernens, nachdem man doch schon Jahrelang sich in einer praktischen Thätigkeit geübt, alle die Umstände vereinigen sich, um einem Candidaten die letzten Wochen und Monate vor diesem Examen sauer zu machen. Löhe fühlte nach seiner eigenthümlichen Anlage alle diese Erschwernisse mehr als andere, wie mancher Seufzer in seinem Tagebuch beweist. Dennoch fand er gerade in dieser angestrengten Zeit Muße zum Entwurf einer