Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/262

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beschäftigt sind. Neben diesem stillen Pfarrhaus des alten Pfarrers von Altenthann, der mit seiner alten Frau ganz einsam wohnt, kommen die Schulen, welche mir als Inspector übergeben sind. Daß ich einen Beichtstuhl habe, versteht sich. Was meiner Wirksamkeit in Altdorf eine größere Bedeutung gibt, ist, daß in Altdorf das Seminar ist, auf dem alle protestantischen Schullehrer des Königreichs gebildet werden. Beten Sie, daß ich in der kurzen Zeit meiner Verwesung auch einige junge Lehrer für meinen Heiland gewinne. Als ich vorigen Freitag in Altdorf war, und meine Stelle einstweilen übernahm, setzte ich mich in einen abgelegenen Winkel und da ich mein Neues Testament in die Hände nahm, schlug ich zum großen Trost meiner Seele die Sprüche auf: Luc. 22, 45–49 und 2. Cor. 5, 17-21. Der Herr segne meinen Ausgang und meinen Eingang, meinen Eingang und meinen Ausgang! Beten Sie auch für mich und Altdorf.

W. Löhe.“ 


 Da Löhe in Altdorf nicht wie in Nürnberg Verpflegung in einer Familie finden konnte, so mußte er an die Führung eines eigenen Haushalts denken. Er beschloß sich ohne weibliche Bedienung zu behelfen. Einige Knaben von Kirchenlamitz, denen er Unterhalt gewährte und die er für das Seminar vorbereitete, versahen bei ihm die Stelle von Bedienten und er fühlte sich als Hausvater der kleinen Familie. Auf Zucht und Ordnung in seinem Haus hielt Löhe streng, im Uebrigen mag es mit der Besorgung seiner Bedürfnisse ziemlich mangelhaft bestellt gewesen sein. Man wird sich z. B. einen Begriff von der Einfachheit seiner Küche machen können, wenn man hört, daß seine jugendliche Dienerschaft auch der Kochkunst obliegen mußte. „Ja wohl“, schreibt er auf eine desbezügliche, scherzende Anfrage, „kochen meine Bedienten: Heller hat eine Probe