Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/269

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

leeren Wand hin, an welcher die Welt mit ihrer Lust ihnen ein buntfarbiges Schattenspiel vormacht. Wie wäre es denn, wenn man an das Gemäuer auch ein Bildlein anderer Art hinfallen ließe. Man malt ihnen vor Augen die grünenden Hügel Philistäas, Thabors liebliche Höhen, Jerusalems Berge, den thauenden Hermon und siehe, mitten auf den bewegten Blättern der gemalten Haine wird der Gesang der Turteltaube vernommen: ‚Wache auf, du Seele, die schläfet, der Frühling ist draußen auf den Bergen.‘ Es ist ein Menschenliedlein, das der Maler singt, aber es gehet nach der Melodie 1. Joh. 1, 1, und mitten in den Menschentext mischen sich Worte und Kräfte des himmlischen Urtextes. – Das, was ich da eben geschrieben habe, ist der Inhalt des Reisepasses, der mir von München nach Jerusalem ist ausgestellt worden. – Wie denn aber? hat denn auch der Herr schon den Paß unterzeichnet?

 „Mein lieber Löhe, seit etlichen Monaten habe ich meines Herzens Drang und Sehnen ganz wieder zurückgelegt in meines Herrn Hände. Ich habe Ihn inbrünstig angefleht, Er solle beide herausreißen aus meinem Herzen, solle meinen Weg mir mit Dornen vermachen, wenn er Thorheit ist in Seinen Augen. Aber siehe, durch dieses Aussehen auf den Herrn bin ich immer freudiger, immer versicherter geworden; Sein Geist hat es bezeuget meinem Geiste, daß Er mir ein gnädiger Gott sein wolle, auch in dieser Sache, ich kann täglich bitten: ‚Herr, erlaube Du mir diesen Weg und leite mich auf ihm an Deiner Hand und gib Kraft und Segen, daß jeder Schritt zu Deines Namens Ehre gereiche.‘

 „Nun kommt aber die Hauptsache des Werbebriefleins, das ich eben schreibe. Du hast, wie mir mein Schwiegersohn Ranke erzählt, eine Veranlassung und Beruf im Werk und Angelegenheit eures Missionsvereins in Nürnberg nach Syrien