Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/283

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mit mir sprachen, keinen Auftrag hätten, mit mir zu sprechen. Acht Tage darauf kamen aber dieselben Männer mit den Ortsvorstehern der Pfarrei. Sie alle wiederholten den Vorschlag. Wenn ich einwilligte, wollten sie seiner Zeit bei dem Patron, Herrn von Eyb, gern einen Fußfall thun. Ich war mit vielen edlen Freunden bekannt geworden, die mich ungern auf dem Lande sahen; ich selbst wäre je und je lieber Pfarrer in einer Stadt gewesen; ich hoffte, eine Stellung nach Wunsch zu erhalten. Doch wollte ich die gute Meinung der Neuendettelsauer nicht zurückstoßen und gab deshalb die Antwort: ,Wenn ich zur Zeit, da Eure Pfarrei vacant wird, noch keine andere Stelle habe, so will ich mich um die Stelle bewerben.‘

 „Ich wurde im Spätherbst Verweser in Merkendorf, und Pfarrer Weigel wurde nach Leutershausen befördert. Ich hatte noch keine Stelle, so mußte ich also meine Hand nach Neuendettelsau ausstrecken. Ich übergab einen einfachen Privatbrief meinem väterlichen Freund (Herrn Decan Brandt) zur Besorgung an Herrn v. Eyb, und siehe, zu meinem fast unwilligen Erstaunen sagte mir Herr v. Eyb die Stelle zu. Man gratulierte mir allenthalben zu der guten Anfangsstelle! Ich wußte nichts von ihrer Güte – und wunderte mich, Landpfarrer zu sein. Auch meine Freunde, die mich lieber in einer Stadt gewußt hätten, wunderten sich über Gottes Wege.

 „Nun mußte aber meine Pfarrei erst ein halbes Jahr verwest werden. Ich bat um die Verwesung aus guten Gründen. Sie wurde mir abgeschlagen und dem jetzigen Herrn Pfarrer von Elpersdorf, meinem Freunde Tretzel, gegeben. Da dieser eine ganz andere, schneller wirkende Art und Weise der Amtsführung sich angeeignet hatte, so fürchtete ich, es möchte mir das Herz der Gemeinde Neuendettelsau durch die Trefflichkeit meines