Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/294

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Sache anfangen, da man von Herrn Ferdinand Andreae kein leichtes Ja hoffen konnte? – Meine jüngste Schwester, die mit Frau Andreae bekannt war, schrieb an diese. Dieselbe stimmte vollkommen zu, wußte auch aus Helenen’s einfältigem Herzen so viel zu erforschen, daß ich der Tochter wie der Mutter sicher sein konnte, ohne daß die Tochter von einer nahenden Bewerbung etwas zu wissen bekam. Frau Andreae rieth, ich möchte mich geradezu an ihren Mann wenden, bei welchem sie selbst die Sache nicht vorzubringen wage. Ich schrieb also an Herrn Ferdinand Andreae. Ich bekam nicht auf der Stelle eine Antwort, sondern nur ein Recepisse mit Hinausschiebung der Antwort auf einige Tage. Herr Ferdinand Andreae fragte bei Herrn Naumann etc. über meine Vermögensumstände an, von denen ich ihm die Wahrheit geschrieben und meine Armuth gestanden hatte. Er bekam falsche, auf der Wohlhabenheit einiger Verwandten basierende Antwort und gab mir dann in seinem und meiner Schwiegermutter Namen Ja und Amen.

 „Von meiner Liebsten habe ich hernach gehört, daß man Familienrath gehalten, und daß eine Tante gerathen hatte, Helenen den Pfarrer nicht zu versagen, da sie bei ihren Grundsätzen schwerlich einen andern Mann bekommen würde. Sie wußte nicht, daß zwei andere bereits um die liebe Hand geworben, aber von Helene ein Nein empfangen hatten.

 „Mein Schwiegervater hatte mir aufgetragen, das Ja meiner Helene selbst brieflich einzuholen. Mein Brautbrief und ihre heilige, einfältige, schöne Antwort findet ihr in dem Briefwechsel, den ich aufbewahrt habe. Meine alte Mutter vergoß über ihren Brief Freudenthränen, und viele haben mir gesagt, daß sie einen solchen Brief nie gelesen hätten.“

 Wir lassen den eben erwähnten Brief, in welchem Löhe die Zusage Helenens empfieng, sowie denjenigen, welchen nach