Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/298

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

meine liebe Tochter, grüße ich herzlich, gleich wie meine Kinder alle. Wilhelm’s Grüße stehen und gehen allen andern voran.

 „Ich aber verharre in Liebe und Hochachtung als
 Ihre ergebenste

M. B. Löhe.[1] 
 Fürth, den 7. Mai 1837.“




 Das Tagebuch Löhe’s ist während der drei Monate seines Brautstandes sehr knapp und die Aussprache seiner Empfindungen karg und maßvoll. Einen etwas reicheren Blick in sein Inneres lassen einige Briefe thun, in welchen er Freunden seine Verlobung anzeigt. Wir lassen diese Briefe, von denen der eine an Professor Guerike, der andere an Pfarrer Kündinger gerichtet ist, hier folgen.




 „Mein theurer, herzlich geliebter Bruder!

 „...In meinen vielfachen Amtsverwesungen hatte ich je und je bei dem Segen, welchen mir der HErr gab, mit Betrübnis merken müssen, wie schwierig die Seelsorge der Frauen sei; wie leicht ein schwaches Weiberherz einem kräftigeren Mannsgemüthe in der Meinung zufällt, daß ihm anhangen gleichbedeutend sei mit Christo anhangen. Ich hatte mir deshalb längst vorgenommen, zumal auf die Ermahnungen mancher, mir sehr nahe stehender Personen, die mich vor meiner mönchischen Anlage warnten, zu heirathen, wann der HErr Raum verschaffen würde. Ich war aber dabei voll Furcht: denn ich habe an manchem meiner Freunde bemerkt, daß ihre öffentliche Amtsführung von der Zeit an tadelhaft wurde, da sie in den Ehestand traten: ein Weib war die Klippe geworden, an der sie


  1. Wir glaubten zur Charakteristik der trefflichen Mutter Löhe’s diesen Brief hier einschalten zu dürfen.