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Anhang.




Probepredigt
des
Candidaten der Theologie
Johann Konrad Wilhelm Löhe aus Fürth,
über 1. Joh. 1, 8:
So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.


 Die Glieder einer Gemeinde sind verschieden. Etliche sind wiedergeboren, etliche sind erweckt, und viele sind, die von Wiedergeburt und Erweckung Nichts wissen, die nur mit dem äußern Ohr der Predigt zuhören, aber in ihrem Herzen die himmlische Berufung noch nicht vernommen haben. Ihnen allen soll die Predigt den nöthigen Dienst leisten. Die Schlafenden und Todten sollen durchs Wort des Herrn zum neuen Leben erweckt, die Erweckten zur Wiedergeburt gefördert, und die Wiedergeborenen in dem neugeborenen Wesen gestärkt und befestiget werden. Für die Einen ist dieser, für die Anderen jener Text dienlicher, und es ist des Predigers Amt, Gottes Wort unter die Verschiedenen recht zu theilen.

 Unser Text nun gehört für Wiedergeborene, denn er ist von Johannes selbst an Wiedergeborene geschrieben: Kinder Gottes, aus Gott geboren, mit Gottes Geist gesalbt sind die, an welche Johannes schreibt. Auch paßt der Text nur für Wiedergeborene. Er ist ein warnender Unterricht von der Verläugnung der Sünde, weil die Verläugnung der Sünde ist:

1) eine Verführung seiner selbst vom rechten Weg zum Leben und
2) ein Verlust der Wahrheit aus dem Herzen.