Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/308

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 Wer nun die Sünde nicht erkannt hat, verläugnet sie auch nicht, wenn er sagt: „Ich habe keine Sünde“; – wer nicht auf dem rechten Weg zum Leben wandelt, wird auch nicht von demselben abgeführt und verführt; – wer die Wahrheit nicht im Herzen trägt, kann sie auch nicht verlieren. Seine Sünde aber erkennen, den Weg zum Leben wandeln, die Wahrheit in sich tragen, sind lauter Zeichen der Wiedergeborenen. So gehört denn unser Text und die Auslegung desselben, mit der sich unsere Predigt beschäftigen soll, für Wiedergeborene. Die Erweckten aber, und welche erst erweckt werden sollen, mögen, was ich sagen werde, getrost mit ihres eigenen Herzens Zustand vergleichen; vielleicht gibt Gott, daß auch ihnen Etwas zur Förderung diene.

 Ihr aber, begnadigte, wiedergeborene Christen, seid ja gedemüthiget durch den Geist eures Gottes und verwerfet ja auch die Lehre, Warnung und Ermahnung nicht, die euch von den Kindern dieser Welt gegeben wird. Darum werdet ihr es auch vertragen, wenn ich aus Begierde, den Text, der euch gehört, euch darzubringen, in der Predigt fehle. Denn ich kann vor euch nicht predigen, sondern nur lallen von geistlichen Dingen, weil ich euch nicht gleich bin in der Wiedergeburt. Doch ist mein Lallen aus gutem Willen, Gott zu Ehre, euch zu Liebe.


I.

 Johannes sagt im ersten Theil unscrs Textes: So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst. Verführen heißt: vom rechten Weg, der zum bestimmten Ziele führt, abführen auf einen anderen falschen Weg, auf dem man nie zum Ziele kommt. Wer also seine Sünde verläugnet, kommt von dem rechten, sichern Wege ab, verliert die Aussicht auf das selige Ziel und Ende dieses Weges und dazu die Hoffnung es zu erreichen.

 Ihr, die ihr jetzt auf der richtigen Straße dem ewigen Ziele zuwandelt, Heilige und Geliebte, wiedergeborene mit Gottes Geist gesalbte Kinder Gottes! Ihr sehet vor euch das goldene Ziel eures Weges; ihr wisset, wohin ihr geht! – nämlich zur Stadt, die einen Grund hat von Gott erbauet, zur ewigen Heimath, mit der auch jedem von euch, der dahin gelangt, die seinige bereitet ist! Ihr kennet das Ziel! – Und den rechten sichern Weg dahin kennt ihr auch! „Ich bin der Weg“ spricht unser Herr JEsus. Ja, er ist’s auch, euer Weg, JEsus der Gesalbte, der Prophet und Priester und König, mit den reichen Segnungen seines dreifachen Amtes. Ihr wisset den Weg, ja, für jetzt wandelt ihr auch auf ihm: und eure Füße, damit ihr auf ihm wandelt, sind der Glaube. Ihr glaubet an JEsum! ihr wandelt den rechten Weg.