Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/314

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Verlust der Wahrheit ist in Dir völlig worden. Johannes hat Dir’s in unserm Text geweissagt, nun ist’s geschehen. –

 O, wenn Du Dir dann vorkämest, wie ein Engel des Lichts so hell und klar, Du bist doch ohne Licht und aller Lüge voll, wie ein Engel der Finsternis. Gott weiß es, die heiligen Engel und Deine Brüder, die in der Wahrheit geblieben sind, wissen es, und weinen über Deinen Abfall, Deinen Tod. Nur Du siehst Deine Finsternis und Deinen Tod nicht, Du bist der Welt wieder gleich worden, die auch ihre Sünde läugnet, damit sie desto ungestörter sündigen könne. Du bist, wer Du warst, ehe Du Dich bekehrtest, ja Deine Finsternis ist ärger, denn zuvor. –

 Darum, Geliebte! fürchtet solche Finsternis, wachet über eure Seelen! gebt dem ersten Gedanken, der eure Sünde verkleinern oder läugnen will, mit Abscheu und Grauen den Abschied, er ist nicht vom Geist der Wahrheit. Lasset ihn nicht aufkommen in eurer Seele! Ihr wisset nun, er ist der erste Schritt zum gänzlichen Verlust der Wahrheit!




 Wir haben gesehen, Geliebte: „So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns!“ Jetzt sind freilich Viele, welche sagen: „Wir haben keine Sünde“, – und wer seine Sünde bekennt, gilt jetzt als für verführt, in ihm ist keine Wahrheit, er ist in Aberglauben und Finsternis versunken. Man läugnet die Erbsünde und angeborene Sündenlust, die Sünde ist höchstens eine böse Gewohnheit oder Schwachheit, um deren Willen ein guter Vater in dem Himmel Keinem die ewige Seligkeit misgönne. – Aber was ist’s? Soll etwa unser Text, soll Gottes Wort deshalb Unrecht haben, weil so viele Menschen widersprechen? Nicht also! Gottes Wort bleibet wahr! Aber viele Verführte sind jetzt in der Welt, viele, in denen die Wahrheit nicht ist, – weil viele ihre Sünde läugnen. Wir, lieben Brüder! wollen unsere Sünde nicht verläugnen, weder die Erbsünde, noch die andere Sünde; wir wollen im Bekenntnis unserer Sünde bleiben und allein auf JEsum und Sein Verdienst unsere Hoffnung auf die ewige Seligkeit bauen. Am Ende unseres Laufes angekommen in der ewigen Stadt, werden wir erkennen, daß wir die Wahrheit und den rechten Weg zum Ziel erwählet haben. Der große Tag aber wird’s offenbaren vor der Welt!

Amen!