Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/342

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ein oder zwei Mal wandere ich aufs Land, wo ich eine Schule habe, die gut ist, und die anderen sind wenig oder gar nicht Schulen. Sind eitel Wanderschulen von Haus zu Haus, der Schulmeister ist zugleich magister pecudum und weidet letztere an schönen Tagen lieber als erstere, oder er ist Musikant, Zimmermann, Maurer. Und doch wohnt in allen Schulen mehr Gotteswort als in meinen vornehmen Fürther Schulen. Die Lehrer sind einfältige, willige Männer, und werde ich mit ihnen, mein Herr Decan erlaubt es, alle acht oder vierzehn Tage eine Versammlung halten über Schulsachen. Einen ganz verwahrlosten Knaben habe ich, und ein taubstummes Mädchen auf dem Lande. Was fang ich mit denen an, namentlich mit letzterer? Wissen Sie mir über ihren Unterricht vielleicht einen Rath zu geben oder ein Buch vorzuschlagen, o so thun Sie es um Jesu willen, wenn’s auch nur durch die dritte Hand ist. Leider kann ich nicht singen und Clavier kann ich auch nicht spielen. Auf den Dörfern sing ich aber doch vor, manchmal, und ob’s gleich nach der Regel des alten Vigitil ist, welche mir meine allerliebste Mutter erzählt hat:

Walt’s Gott der Herr,
Wer nicht singen kann, der plärr!

so sind wir doch oft andächtig und erbaut. Es muß eben nicht gerade Eine Gestalt des inwendigen Lebens sein. Wie wohl ich jetzt noch Clavier anfange, in meinen alten Tagen und da ich meinte, droben wenn ich hinversetzt würde, würde ich ohne Mühe singen und spielen lernen bei den vollendeten Gerechten und den lieben Engeln, die ich freilich nicht sehe. Meinen Sie, ich kann noch Clavier lernen, gründlich, daß ich einen Choral verstehe?

 Förmliche Erbauungsstunden kann ich nicht halten: ich habe keine Zeit. Meine Erbauungsstunden sind in der Kirche,