Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/353

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 Sei nur stille, die Zeit wird kommen, wo ich und wo Du Dich davon schleichst. In der Welt wird kein Hahn nach uns kräh’n. Wir aber sehen Den, den unsere Seelen liebten, noch eh’ sie Ihn gesehen.

 Ich habe erst vorhin mit meinem Georg in 2. Cor. 1 gelesen, wie sich der Apostel in Todesnöthen tröstet mit Dem, welcher die Todten auferweckt. Das war Wasser auf meine Mühle. Denn meine Seele sehnt sich zwar daheim zu sein, aber es graut ihr vor der dunkeln Stunde – und da ist kein besserer Trost als die Auferstehung. Indeß hoffe ich, Er werde, wie bisher in meinem ganzen Leben, über Bitten und Verstehen thun und mir die Arbeit durch Stärkung meines Glaubens erleichtern. Ich habe gar oft, erst diese Nacht im Traum, Augenblicke gehabt, wo ich den schweren Schritt nicht scheute, um zum Ziel hindurch zu dringen, das ewig meine Seele labt. Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, aber unser dereinstiges Sein heißt Schauen und Seligkeit, und wer wollte mehr? Bete an und danke. Ich lese mit einem, der sich auf’s Sterben bei zunehmender Auszehrung vorbereitet, die Offenbarung des Herrn und habe sonderlich am 4., 5., 7. Capitel und an 14., 13 meine Freude gehabt. Der Herr wolle sich unser erbarmen! Amen.

 Mir selbst geht’s an Gottes Hand, unter Seiner liebevollen Zucht und bei dem beständigen Suchen meines Hirten, das ich merke, gut. Vorigen Freitag hab’ ich mit den Armen, Lahmen, Krüppeln communiciert und Stärkung meines Glaubens bei dem geliebten Herrn gefunden. Dennoch leide ich immer noch Mangel am Glauben und an allem Guten; ich sag’s nicht aus Heuchelei. So hilf mir beten, daß ich glauben möge, denn beten hilft. Etliche meiner Schafe haben die Weide unsers Herrn gefunden. Ohne Mängel ist Niemand. Ich muß überall