Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/357

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das Lied des Neuen Bundes herzrührend, erwecklich und kräftig für Andere spielt. Ich bin drüber klein zu werden, es geht mir aber fast Blut ab, und der Satan möchte nicht nur gerne mit mir kämpfen, sondern auch mich überwinden. Der Herr stärke mich und thue mir nach der morgenden Epistel. Mein Weg geht morgen zu Gottes Tisch, täglich zum Tod und zum Himmel. Gott, wie gut wird sich’s doch nach der Arbeit ruh’n, wie wohl wird’s thun. Herz, freu Dich, Du sollst werden vom Elend dieser Erden und von der Sündenarbeit frei.

 Was ist mit M. Sch.? Geht’s? Siegt der Glaube? Hab’ Geduld. Der Herr kann wenden und selig enden. Versteh’ mich aber recht mit dem „enden“, hinausführen meine ich. Unser Glaube wird an unserm verwahrlosten Jüngling nicht beschämt. Es geht vorwärts. Eigen ist ein Umstand, welchen mir seine Pflegemutter erzählte. An Pfingsten redete ich unter Anderem in der Predigt von der Liebe so manchen Herzens zu verwahrlosten Kindern und daß Niemand liebensbedürftiger ist. Die Frau dachte: wenn ich nur so einen Knaben hätte, das wäre mir recht, ich hätte Lust. Bald darauf träumt ihr, sie habe ein Kind geboren, das aber zu groß gewesen sei, als daß irgend ein Kissen zugelangt hätte, es einzuwickeln. In der Verlegenheit sieht sie neben sich, da stand das Kind neben ihr, und war überaus häßlich. Darauf bald kam Herold und ich that ihn in ein anderes Haus. Doch schickte ich ihn hin zu der Frau, deren Mann ein Schneider ist, um ihm ein Kleid machen zu lassen. Da nun die Frau den Knaben sah, dachte sie in ihrem Herzen: „das ist ja auf und nieder der Knabe in Deinem Traum!“ Sie dachte aber der Traum sei aus, weil ihr Mann für ihn einen Kittel und Hosen (und kein Wickelkissen) gemacht hatte.

 Als nun der Knabe später bei seinen ersten Pflegeältern