Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/361

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gehabt. Gehe ruhig Deinen Gang, sieh’ nicht die Mühsal des Wegs, sondern die Herrlichkeit des Zieles an, jene Herrlichkeit, von welcher siehe Ebr. 12, 22 ff. Ja siehe meinetwegen auch die Mühsal und den Kampf auf dem Weg an, aber mit dem Siegesblick, mit welchem St. Paulus allem Uebel ins Auge blickt, Röm. 8, 37 ff. Wir leiden nicht als bestrafte Feinde, sondern als gezüchtigte Kinder – Gott erhört uns wenn wir beten: „Ach, Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn, züchtige mich nicht in Deinem Grimm“. Ps. 6. Er straft und züchtigt uns in Liebe.

 Denk’ auch daran, daß, was wir in Christo Jesu gewonnen haben, nämlich die Früchte Seines Leidens: Vergebung der Sünden, Friede, Freude und das ewige Leben, bei weitem mehr ist als was wir geben. Alles Kreuz muß dem eine leichte Last werden, der Jesu Wohlthat im Herzen trägt. Das Kreuz des Christen hat Flügel zum Fliegen, wenn die schmale Straße zu schmal und schwierig werden will.

 Wird’s Dir schwer, so mach’s wie David: klag’ es Gott, nur daß Dein Klagen eben so schön ende wie Davids Klagepsalmen und das Gebet Manasse’s, nämlich mit einem Lobe Gottes.

 Mein letzter Spruch, wenn mir alles zu schwer werden wird, ist der, welchen ich einst wie ein Kleinod auf der Straße nach Streitberg fand: „Ich sprach: ich muß das leiden; die rechte Hand des Herrn kann alles ändern“. Ps. 77, 11.

 Uebrigens, liebe Schwester, hast Du ein rechtes Mutterherz so müßtest Du auch, wenn Gott es also haben wollte, Dein Kind lieber dort als hier sehen. Es gehört Jesu: in der Taufe hat Er’s angenommen. Und solltest Du dann Deinem Kinde nicht gern die Erfüllung des hohenpriesterlichen Gebetes gönnen: