Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/371

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nämlich einen Paß mir nehmen nach Amsterdam und dort ist’s möglich wieder Jude zu sein. Es wird mir auch geholfen von Fürth. 2000 Fl. hätte Fürth gewagt, wenn dieses nicht geschehen wäre. Morgen würde ich meinen Beruf erhalten, ich aber nehme nichts an und gehe einstweilen zu meiner Mutter, bis der liebe Gott mir hilft zur weitern Reise. Jetzt habe ich weinen gelernt, wenn meine Mutter wäre nach München gekommen, wäre es nicht geschehen. Auch Gott habe ich erst kennen gelernt durch diese sechs Prüfungswochen, wobei ich so viel gelitten habe. Zwar geht mir’s gut, aber ich muß zurück, um die wenigen kummervollen Tage meiner Mutter zu versüßen. Leben Sie wohl wie es wünscht

Ihr treuer 
Sulzberger. 

 Grüßen Sie mir die liebe Nanni und Federmann. Mein Versprechen kann ich für jetzt nicht halten, bis der liebe Gott mir hilft. Von Amsterdam aus erhalten Sie den nächsten Brief.

 NB. Von der Polizei habe ich Gottlob den Paß bis Hamburg bekommen.




IV.

 Ich bezeuge hiemit, daß ich Dienstag Abends von meinem Seelsorger, Pfarrverweser Löhe, vermahnt wurde, mich von den Juden entfernt zu halten. Am Mittwoch erklärte ich mich freiwillig diesem Rath zu folgen, worauf ich zum Herrn Fabricius geführt wurde von meinem Seelsorger, um von den Juden entfernt zu sein. Gestern war ein Jude da, der mich sprechen wollte, ich erklärte, ich wolle ihn nicht allein sprechen. Nun da meine Mutter hier ist, erkläre ich nun im Beisein der