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sah, nahm ich’s umgekehrt, steckte es mühsam durch die Zähne, bewegte es dahin und schnitt mir so ein Geschwür auf. Nun wurde mir leichter und heiter: der Herr hatte eilend geholfen, und seitdem geht’s ohne Schmerzen; die Geschwulst ist fast ganz weg und wird morgen hoffentlich ganz weg sein. Da ich nun gestern wieder auf meinem Kanapee lag und durch die Zweige gen Himmel schaute, erkannte ich Seine Gnade und Barmherzigkeit und meine Sünde und Schwachheit, große Sünde, große Schwachheit und summte dahin:

„Ich rief dem Herrn in meiner Noth“ etc.

und

„Der Herr ist noch und nimmer nicht“ etc.

Und ja

Wenn Trost und Hilf’ ermangeln muß,
Die alle Welt erzeiget,
So kommt, so hilft der Ueberfluß,
Der Schöpfer selbst und neiget
Die Vateraugen deme zu,
Der sonsten nirgend findet Ruh’.
Gebt unserm Gott die Ehre!

 Nehmen Sie nicht übel, daß ich da so viel von mir herschreibe. Es sei eine Ausnahme: ich bin noch ein wenig schwach und es liegt mir nahe! – etc.

 Gottes Friede sei mit Ihnen allen! Amen.

Ihr dankbarer und treuer 
W. Löhe. 




An Herrn Professor K. v. Raumer.


Altdorf, 16. März 1836. 

 Theurer Vater!

 Ich las diese Woche nebenher „Aus dem Leben eines Berliner Arztes“. Der Arzt ist kein Christ, redet aber sehr vernünftig