Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/391

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herzlicher Liebe anhange, hat, ohne es zu wissen, meine Liebe zur lutherischen Kirche groß gezogen, da ich sie von Kindesbeinen an in mir trug. Seit ich im Amte bin, namentlich seit ich bei St. Aegidien in Nürnberg zwei Pfarrstellen hintereinander verwest habe, nennt man mich einen Eiferer für’s Lutherthum, wiewohl zum ruhigen Bekenntnis in thesi und zur Stille keine Seele mehr trachten kann als die meine; (fast lautet’s wie Ruhm! Vorhandene Sünde decke mir Jesus zu!). Am nächsten stehe ich meinem Vater Raumer und er mir; außerdem bin ich einig mit einer Schaar von jüngeren Freunden. Einige, welche an der Spitze stehen, die Kirche lieben, ihre Lehre frei unumwunden, zum Theil mit ausnehmenden Gaben bekennen, sind mit uns rücksichtlich der Adiaphora uneinig, wegen welcher z. B. ich durch Erfahrung meines Amtes auf Seite Speners gekommen bin. Diese Differenz greift dermaßen in das äußerliche Leben ein, stellt die äußere Erscheinung so verschieden dar, daß einige reformiert gesinnte, aber ohne Zweifel durch mehr Pastoralerfahrung gewitzigte Theologen uns näher und in innigerem Verhältnis zu uns stehen. Doch wird durch Stillesein und Harren aller Streit vermieden, und mir steht in solchen Umständen immer als nothwendig vor Augen, daß stille Ruhe bei lautem Bekenntnis, Selbstverläugnung in Wort und Benehmen im Gegensatz zu denen, die andere Meinung haben, davon Zeugnis ablegen müsse, daß die Wahrheit in uns mehr sei als eine von den irdischen Leidenschaften. Eines, meine ich, müssen wir an den Kämpfen unserer theuren Väter nach Luther misbilligen, persönlichen Eifer.

 Möchten Sie mir die voranstehenden Bemerkungen über mich und meine Verhältnisse verzeihen. Ich suche Gemeinschaft mit Ihnen und den theuern Freunden um Sie, drum achtete ich’s für recht, dies zu schreiben.

 Mit Herrn Dr. Guerike stehe ich seit einem Jahr in