Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/393

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Lehre Ein Band der Liebe umschlingen, will jedoch für dies Mal schweigen, nur das bitten, Sie möchten um meiner vielleicht sehr ungeschickten Aeußerungen willen mich nicht wegstoßen, der ich begierig Ihre freundliche, mir entgegengereichte Hand fasse und nicht alsbald wieder lassen möchte. Sind wir doch Eins in dem Herrn! O diese zerrissene Zeit bedarf der Liebe so sehr! Lasset uns einander lieb haben, theure Brüder!

 Säße mein geliebter Lehrer Raumer neben mir, wie freundlich würde er mich Sie grüßen heißen. Aber er sitzt 14 Stunden weit in Erlangen, in seiner stillen Abgezogenheit, den Abend seines Lebens feiernd.

 Gottes seliger Friede mit Ihnen und

Ihrem ergebenen 
W. Löhe. 




Herrn Professor K. v. Raumer.


Merkendorf, 23. Januar 1837. 

 Theurer Vater!

 Einliegend in einem Brief an Dich mein geringes Votum: ich verstehe vom Plan machen nichts, kann viel gründlicher Pläne tadeln. Entschuldige mich, sag’ den Herren, daß ich ein junger Mensch sei.

 Ich habe gegenwärtig einen eigenen Casus, den ich gerne an Krafft berichten möchte, wenn ich Zeit hätte, mich so auf die Worte zu besinnen, wie es sein muß, wenn man mit diesem theuren Manne reden will. Nämlich zwei junge Eheleute werden über die Mutter des Mannes uneins, der Vater der Frau mischt sich drein, und in der elenden Zwistigkeit gehen die beiden vor Gericht, beiderseits Scheidung verlangend. Da nach dem preußischen Landrecht ohne Weiteres geschieden wird, wenn beide