Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/40

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Worten Nachdruck zu geben. Ich habe ihn noch.[1] Gott wolle ihr ewig dafür vergelten. Nach Tisch gieng ich in die Familienstube. Meine Mutter, meine Schwestern sprachen mir zu, alles


  1.  Wir theilen ihn hier mit.
    An meinen Sohn Wilhelm, am 10. Juni 1821, 
    als am Tage seiner ersten Abendmahlsfeier. 

     Wie freue ich mich, lieber Wilhelm, Dich herangereift zu sehen, so herangereift, daß Du bei dem Liebesmahl Deines Erlösers erscheinen kannst. Gott gebe, daß Du als würdiger Gast erfunden werden mögest. Er der Ewige lasse Dich an seiner Gnade Theil nehmen und vergebe Dir alle Deine Sünden. – Er lasse Dich in seiner beseligenden Religion, die Du hier an seinem Tische bekennst, alle die Tröstungen, Hoffnungen und Seligkeiten finden, die der Glaube an Gott und an seinen Sohn Jesum Christum gewährt. O wähle Ihn, das erhabene Muster jeder Tugend, zu Deinem Vorbilde, besonders in Deinen Jünglingsjahren, wo so viele Gefahren Deiner Tugend drohen. O in jeder Lage des Lebens lasse Gottes Wort Deines Fußes Leuchte sein und ein Licht auf allen Deinen Wegen. Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das gehört allen Menschen zu. Kein Spott, keine Beschwerde, kein Leid und keine Freude müssen Dich von Gottes Wegen abbringen, wenn’s noch so stürmt und tobt, so müssest Du nie den rechten Pfad verlieren und Dich fest an Gott halten und seine Wege verehren. Wenn Du das thust, dann wird Gottes Segen und der Segen Deines uns in die Ewigkeit vorangegangenen Vaters, und endlich auch mein Segen Dich begleiten auf allen Deinen Wegen, und Gott wird Dich stark machen, die Gefahren der Jugendjahre glücklich zu überwinden, damit einst am Abend Deines Lebens Dich nicht zu späte Reue quäle, daß Du dann nicht sagen müssest: ,Ich Thor, ich habe des rechten Weges verfehlt!‘ Nein, das wirst Du nicht thun, ich hoffe es gewiß, Dich einst froh und glücklich zu wissen, und das kann nur der sein, der den rechten Weg geht, nur dem kann Gott seinen Frieden und Segen schenken, und Du wirst ganz gewiß glücklich sein in Zeit und Ewigkeit. Aber auch das Gebet vergiß nicht, denn es ist wahre Glückseligkeit, wenn das Herz gedrückt oder erfreut ist, nur jemand zu haben, dem man sein Leid oder seine Freude sagen und dem Ewigen den Dank bringen kann, und wo geschieht denn das besser als in der Stunde der Andacht oder des Gebetes.
     So nahe Dich denn zu Jesu, des göttlichen, Altäre hin, und finde ganz den Frieden und Seelenruhe, welche er würdigen Gästen bei seinem [31]