Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/42

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 Als ich heimkam, brannten Kerzen auf dem Clavier. Ein Buch, eine Uhr, sechs silberne Löffel etc. lagen bereit, und meine Mutter begrüßte den Absolvierten mit reichlicher irdischer Gabe um so mehr, als ich von meinem weitentfernten Pathen kein Andenken nach Landesbrauch erwarten durfte. Es war ein herrlicher Abend worden. Alles blühte – wie schön. Außen vor Fürth, auf der Westseite, bildet ein Teich mit dem Flusse fast eine Insel. Da war ein Erlenwäldchen voll schöner Wiesenblumen und üppigen Grases. Dahin gieng ich in meiner Jugend gern und that es auch an jenem Abend. Alles feierte, ich konnte gut lesen und beten: war es doch Festzeit wie zuvor nie.

 Vom Sacramentsgenusse war ich wenig unterrichtet. Ich glaubte aber lieber, daß man aus dem Kelch Blut schmecke als die laue Belehrung meiner Lehrer. Was mir aber an Erkenntnis fehlte, das ersetzte mir der gnadenreiche Gott durch die seligste Heimsuchung. Ich wußte, an welchen ich glaubte, und ich war in Seiner Nähe in der schönen Pfingststunde meines ersten Abendmahlsganges. Namentlich diese empfundene Seligkeit machte mir jede wiederkehrende Confirmationszeit so süßen Duftes so heiliger Erinnerung voll. Die Zeit ist unwiederbringlich dahin, die schöne Jugendzeit. Ich wünsche sie nicht wieder; aber die Confirmationszeit, die Abendmahlsstunde – die beweine ich, daß ich sie nicht wieder neu erleben kann.

 Als wir nach dem herrlichen Gottesdienste zu Tische saßen, sagte meine Schwester Babette: „ Einen Tag wie diesen bekommt unser Wilhelm nicht wieder, bis er die Ordination empfängt.“ – Sie hatte vollkommen Recht, und auch mein Ordinationstag war nicht so süßer, jugendlicher Freuden voll, so groß er mir ist, wie mein erster Abendmahlstag.

 Ach, es ist doch schön, daß es solche Feiern gibt, wie wir im Christenthum haben! Gott ewig Lob, daß ich in Seiner