Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/59

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wegrücken von dieser Seligkeit in die ewigen, heiligen Tempelhallen.“

 Wie Löhe später die hier geschilderte Zeit seines Gymnasiastenlebens mit seinen Ansichten und Bestrebungen beurtheilte, zeigt die Selbstkritik, die er nach einigen Jahren hinter das letzte Blatt seines Gymnasiastentagebuchs geschrieben hat, und die hier zum Schluß mitgetheilt werden mag.

 „Da vorn stehen meine Jugendsünden. Welch ein Phantast war ich, und wie verhehlte ich meine Sünde, in welcher ich doch lebte. Aber der HErr hat mich auch damals nicht fahren lassen! O HErr, HErr, barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte, wie dank ich Dir!“

 Als Nachtrag lassen wir hier noch einige Anekdoten aus der Jugendzeit Löhe’s folgen, welche uns auf unsere Bitten von dem Bruder des Seligen freundlichst mitgetheilt worden sind.

 Wie Löhe noch in seinem Alter ein fröhliches Temperament hatte, so hatte er es schon als Knabe. Er schloß sich nicht von den Kameraden ab. War es Abend oder Sonntag und die Schulaufgaben fertig, so war er bei den Kameraden der Nachbarschaft, Verwandtschaft und der Schule; viel mehr stellten sich diese bei ihm ein. Der Sonntag Nachmittag wurde im Sommer zu Ausflügen, im Winter zu chemischen Experimenten und andern Unterhaltungen verwendet. Da giengs nicht selten toll genug her. Ein Lieblingsort war z. B. das 3/4 Stunde entfernte Schloßgut B. Wenn man des Sonntags dahin gehen wollte, so ward gewöhnlich Tags zuvor die Ordre von Löhe dazu gegeben. „Bringt eure Parasols mit“, commandierte er. So hießen dazumal die Regenschirme, die aber auch eine ganz andere Constitution als die jetzigen Regenschirme hatten. Ein dicker, fester, eichener Stock mit einem Griff fast wie ein Flintenkolben war mit einem breiten, über Weinreben gespannten, weißleinenen Dach