Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/64

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ihres Wegs. Nach zwei Stunden konnte der Regen nicht weiter eindringen, denn er gieng bereits bis auf die Haut. Im Dechsendorfer Wald, wo es bereits finster geworden, mußte einer hinter dem andern gehn, und da Löhe versicherte, daß er den Weg genau wüßte, so war man in diesem Punkte auch ganz sicher. Der Längste gieng mit seinem Ziegenhayner voran. Nachdem man etwa eine Stunde weiter gegangen, meinte Löhe, jetzt sollte man doch aus dem Walde sein, man müßte doch vom Wege abgekommen sein. Der Lange (der nachmalige Dr. S.) führte die Jungen weiter, bis er schrie „halt“. Bis aber alle halten wollten, standen alle sechs bereits bei ihm im Sumpf bis an die Waden. Man wollte wieder zurück, aber es war, als ob hinter uns und vor uns alles wie zu Sumpf geworden wäre. In der stockfinstern Nacht, bei dem strömenden Regen sah keiner den andern; es war, als ob die Irrlichter, die um uns flackerten, ihr böses Spiel mit uns trieben. Wir wateten lange hin und her, endlich schrie der Lange wieder: „Halt, ein Bach.“ Ueber den sprangen wir alle, dann waren wir doch aus dem Sumpf. Bald winkte uns ein Licht, und auf dieses gieng es nun zu über Hecken und Stauden, und nach einer Viertelstunde waren wir im Dechsendorfer Wirthshaus. Da wurden aber die durchnäßten und von Schmutz bedeckten jungen Leute nicht sehr freundlich aufgenommen. Die Gäste und Wirthsleute sahen sie gar verdächtig an. Nicht nur durchnäßt, sondern auch hungrig wie die Wölfe baten wir vor allem um etwas zu essen. Allein die Wirthin wollte nichts haben, bis sie gestand, daß sie nicht glaube, daß wir etwas zahlen könnten. Da bezahlten wir denn sogleich und bekamen dann gebackene Fische, so viel wir wollten. Gerade so gieng es, als man einen Wagen zum Weiterfahren wollte. Als man erklärte, auch diesen voraus zu bezahlen, kam ein Wagen angefahren, und die nassen jungen