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und beim Berg der Himmelfahrt und im Hause, da Du Deine Verheißungen erfüllt hast.“




Erlangen, 7. November 1829.

 An K.

...„Uebrigens ist mir hier wohl. Ich gehe durch manches dunkle Thal, aber mein schmaler Pfad führt auch hie und da auf den Berg Nebo, da ich in Canaan hinüberschauen kann. Das ,aus Gnaden selig werden‘ kommt mich oft hart an: durch Buße selig werden, wäre meinem unglückseligen Herzen schon leichter und bequemer. Aber ich danke meinem Gott, der mich in diesen Tagen gelehrt hat, was mein stolzer Kopf lange zu wissen sich einbildete, daß man muß ein Sünder sein und bleiben und aus Gnaden selig werden. ,Da kommt ein armer Sünder her, der gern fürs Lösgeld selig wär.‘

 „Es ist das größte Wunder im Himmel und auf Erden, daß man neu muß geboren werden, daß aus dem alten Schmutzloch, das Mensch heißt, ein Tempel des heiligen Geistes werden soll. Man soll’s nicht glauben, sagen die Leute, wenn man davon erzählt, und allerdings es hängt am Glauben.“




Fürth, 12. November 1829.

 An H.

 „Mein Leben hier ist äußerlich still, so lange nicht großer Jammer, mit dem wir im Hause durch meine Schwester oben und ihr Kind gesegnet sind, unterbricht. Desgleichen ist auch innerlich oft eine Stille, als eine Morgenröthe des Friedens, der über alle Vernunft. Das ist eine Gnadengabe, die wir, will sagen: ich, nie verdienen, allezeit hindern. Oft wirft mich ein Wort heraus: dann ist der Unruhe und Anfechtung ein Weg gebahnt. Wenn dann eine Zeit lang der Kampf gewährt hat,