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an. Man muß die große Treue Löhe’s bewundern, die nicht ermüdete, die klagende, zagende Seele immer wieder mit Gottes Verheißungen zu trösten, und für sie immer einen ermunternden Zuruf aus dem Heiligtum und daneben auch ein aufheiternd Wort munteren Scherzes hatte, das den Trauergeist verscheuchen und ein Lächeln auf den Lippen wecken sollte. So wechselt denn in diesen Briefen tiefer seelsorgerlicher Ernst mit fröhlichem Humor. Diejenigen, welche die Morosität nicht für die Form halten, in welcher das Christentum allüberall erscheinen müsse, werden daher auch keinen Anstoß daran nehmen, wenn in Löhe’s Briefen an seine Schwiegermutter der heitere Ton des Scherzes den Grundton des Ernstes zuweilen übertönt, sondern es uns vielmehr Dank wissen, wenn wir hier einige Bruchstücke aus diesem Briefwechsel zur Mittheilung gelangen lassen.

 Die Schwiegermutter Löhe’s schrieb einmal irgend etwas von désirs, die man auch in der Ewigkeit noch haben werde. Darauf antwortete Löhe: „Immer erwarteten wir einen Brief von Dir, denn der von F. aus an uns gelangte wollte uns nicht recht genügen, und wir sahen ihn nur für ein Briefsurrogat an, denn die Stunde melancholischer Anfechtung gebiert nur Surrogate. Endlich am vorigen Mittwoch erschien der Frühlingsbrief; Deine Buchstaben schienen mir auf dem grünen Papier lauter duftende Frühlingsblumen auf grüner Wiese. Der Freudengeist ist der rechte Geist der Ewigkeit, das weiß ich fürwahr. Ich weiß auch, daß unsre désirs in der Ewigkeit, wenn wir ja noch eine haben (was aber ein Pfarrer zu Neuendettelsau dahingestellt sein läßt als eine unbedeutende Sache), sehr fröhlicher Art sein müßten, wenn sie zur ewigen Seligkeit passen sollten. Sehnsüchtigkeiten, die meine Seligkeit nicht stören, mögen so mitgehen.


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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)