Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/363

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Während wir Lutheraner uns anbetend neigen, wenn uns die himmlische Gabe gereicht wird, wenn wir den Leib genießen, des Anschauen die Auserwählten selig macht, und das Blut, das – nach dem Ebräerbrief – alle Himmel reinigt, versichert die reformierte Kirche den Ihrigen, sie empfingen nur Brot und Wein, per accidens eine himmlische Tröstung etwa, die man metaphorice mit dem Namen Leib, Blut Christi bezeichnen kann. Es ist eine Kluft, um einen ganzen Himmel unterschieden. Und diese Kluft achtet die unierte Kirche für klein, indifferenziert, wo der größte, der mächtigste Unterschied im Vorhof des ewigen Abendmahls obwaltet, lullt recht absichtlich den Christen in Gleichgiltigkeit ein über die größten Güter, welche Christus zurückließ. Wenn wir schwiegen, müßten Steine schreien. Auch wenn wir fehlen und Schwachheit uns hie und da befällt, wir wissen doch, daß wir die Brüder und alle Christen lieben, weil wir ihnen den ewigen Hort retten wollen. Leiden wir dafür, so sind wir selig.“

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 Überhaupt war es der Blick auf die da und dort sich zeigenden Anfänge freikirchlicher Bildungen, der Löhe über dem Jammer landeskirchlicher Übelstände tröstete und seine Seele aus ihrer Niedergeschlagenheit hob und mit froher Hoffnung erfüllte. Er sah in ihnen die edelsten Regungen und die kräftigsten Beweise noch vorhandenen Lebens in der lutherischen Kirche. Ihnen galt sein teilnehmendstes Interesse, seine Unterstützung mit Rat und That. Auch hatte er an der Entstehung der meisten separierten Gemeinden im westlichen und nördlichen Deutschland (Köln, Nassau, Hamburg etc.) oder doch an der Pflege ihrer Anfänge mehr oder minder großen Anteil. „Er war – schrieb dem Verfasser einmal ein Beteiligter – für uns wie ein Bischof, zu dem wir uns – wenn der Vergleich erlaubt ist – in einem ähnlichen Verhältnis wußten, wie ein Titus oder Timotheus zu Paulus.“ Wie gar nicht er – selbst zur Zeit des heißesten Kampfes – in lokalkirchlichen Interessen aufgieng,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/363&oldid=- (Version vom 1.8.2018)