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nahe Heidelberg eine teure Schwägerin besuchen mußte, so konnte ich auch ein Stündchen bei Pfarrer Eichhorn in Nußloch zubringen. Ich kam grade recht, um die letzten Bedenklichkeiten in Betreff seines Austritts aus der badischen Union zu beseitigen. Er ist seitdem ausgetreten und wird hoffentlich ein Sammelpunkt für viele Badenser, welche den letzten Trübsalen widerstanden. – Eben laborieren wir daran, einen Missionar nach London zu senden, der unter den 40,000 dortigen Deutschen, von denen nur 3000 versorgt sein sollen, Arbeit suchen soll. Ein anderer Reisender, der bei mir ist, soll Frankreich durchreisen. Wunderlich macht es sich, daß ich eine Mission nach Kalifornien zu leiten habe. Dort hofft man unter Deutschen und Chinesen zu wirken... Vielleicht gilt es mir, im Frühjahr eine kleine Gemeinde in Verona zu organisieren; wenigstens zeigen sich kleine Anfangsspuren. Dann zöge mich wohl einmal der Süden. Es zieht mich aber auch das liebe Rothenmoor“ etc.

 Doch ist es Zeit, von dieser Abschweifung wieder zur Darstellung der kirchlichen Verhältnisse in Bayern zurückzukehren.

 Über ein Jahr war verflossen, seit die letzte Eingabe Löhes und seiner Genossen an die oberste Kirchenbehörde abgegangen war. Noch war keine Bescheidung derselben erfolgt. Für Löhe wurde das Ausharren in solchen konfessionell verwirrten Verhältnissen immer drückender. Am meisten beschwerte ihn die fortdauernde Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutheranern und Reformierten, die in gewissen Gegenden Bayerns bestand und „von der Kirchenbehörde nicht bloß geduldet, sondern z. B. auf den bayerischen Moosen sogar angestrebt wurde.“ Hier Wandel zu schaffen hielt Löhe für eine ebenso unzweifelhafte Befugnis (weil die Union ja kein verfassungsmäßiges Recht im Lande habe), als für eine dringende Pflicht der obersten Kirchenbehörde. Sein Kampf gegen das unionistische Wesen im Lande konzentrierte sich jetzt für ihn mehr und mehr auf die Frage der reinen und ungemischten Abendmahlsgemeinschaft.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/365&oldid=- (Version vom 1.8.2018)