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derselben formal wohl begreifen können; es entschuldige uns aber die Not und die Wichtigkeit der Sache. So wie es nun einmal ist, hatten wir keine Wahl, als entweder einfach zu gehen, oder durch diese kühne Bitte zu beweisen, wie schwer es uns wird, die Kirchengemeinschaft, der wir seit 1818 angehören, zu verlassen, und wie sehr es uns anliegt zu bleiben.

 Mit schuldigster Ehrerbietung verharren

Eines Königlichen protestantischen Oberkonsistoriums 
unterthänigst gehorsamste 
etc. etc. 


 Löhe erwartete auf diese Eingabe kaum mehr eine Antwort des Oberkonsistoriums. So kam es, daß er dem Entschluß des Austritts wieder ebenso nahe trat als er demselben nach dem Schluß der Generalsynode des Jahres 1849 gestanden hatte.

 In einem Brief an Baron v. Maltzan vom 15. Juli 1851 sagt er: „Ich schreibe Ihnen fürs erste keine Specialia, weil ich so ziemlich voraussehe, daß ich Ihnen bald unsern Austritt aus der bayerischen Landeskirche werde anzeigen müssen. Wir können nicht anders. Daß unser Schritt in weiteren Kreisen Folgen des Widerspruchs und der Nachahmung haben und an ihm der Gegensatz zwischen Landeskirche und Kirchenfreiheit, Volkskirche und Bruderkirche sich entwickeln wird, daß vielleicht an ihm die uniert gesinnte Allerweltskirche wie die stille Bruderkirche sich entwickeln wird – fürchte ich weniger als ich es in Ruhe ahne. Die ganze Kirchengeschichte hinauf von Luther bis auf die Apostel steht im Mittelpunkt der christlichen Richtungen die Bruderkirche unter mancherlei Namen. Sie mündete in der Reformation und verlor sich in ihr wie ein Fluß im Strom. Wenn nun einerseits Rom, andrerseits eine unierte Allerweltskirche und mitten innen eine dorngekrönte Braut Christi heranwächst, so sei gelobt der allerheiligste Name. Die römische und die (unierte) Weltkirche sind Vermittelungen der Kirche mit der Welt, nicht im Mittelpunkt, sondern in der Peripherie

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/370&oldid=- (Version vom 1.8.2018)