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gelagert, dienend, hindernd nach Umständen. Es muß aber, damit (nicht?) alles im Wogen von Licht und Finsternis aufgehe, ein stiller Mittelpunkt wieder kommen, von dem, seinem Lichte, seinem Thun und Leiden rings umher Heil gespendet werde... Wird uns die Obrigkeit nicht hindern, so wird es wenigstens nicht an kleinen Gemeinden fehlen. Die trübe Aussicht, welche ich in betreff des Zeitlichen nach dem Urteil mancher habe, weil ich von dem Amt der Landeskirche gehen muß, habe ich selbst nicht. Ich freue mich manchmal, daß mein zeitlich Leben etwas dunkel wird... Zwei meiner Bauern haben (übrigens) erklärt, daß sie ganz allein einen Pfarrer nach Würden erhalten können.“

 Ähnlich spricht er sich in einem nur wenig später geschriebenen Brief an Bauer aus: „Ich warte sehr, daß es mit der Antwort von München nicht gar so spät zugehe. Wunderlich, daß man auch keinen Hauch von Wind vernimmt. Meine Zehntbauern und K. sagen: der kommt nicht fort; der geht ,von seim Eckele nit‘. Und ich wäre so gerne los. St. Petri Kettenfeier am Freitag (1. Aug.) ist mir eine Art Fest der Sehnsucht. Ich soll Abendmahl halten und kann nicht. Ich habe in Baumgarten, in Porta, in Balduin Gutachten von Theologen und Fakultäten gefunden, die mir ganz beistimmen. Ach, daß ich frei wäre von dieser Abendmahlsgemeinschaft, daß ich in einem Winkel säße und stille zu meinen Brüdern gehörte!“

 Vollends in den Thesen, welche er zu einer am 30. Juli 1851 in Bamberg abgehaltenen Pastoralkonferenz stellte, nahm Löhe zu der Frage des Austritts aus der bayerischen Landeskirche eine so entschlossene Stellung ein, daß die faktische Ausscheidung aus dem landeskirchlichen Organismus als ein unvermeidlicher, demnächst zu erwartender Schritt erschien. Er suchte hier nachzuweisen, daß die bayerische Landeskirche keine lutherische sei, und daß Lutheraner – namentlich er und seine Gesinnungsgenossen – ohne Sünde nicht in ihr bleiben könnten.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/371&oldid=- (Version vom 1.8.2018)