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 Wir können nichts mehr thun. Es ist alles – und überflüssig geschehen. Wir können nichts mehr hoffen. Die Verhältnisse herrschen. Eine Entwicklung der lutherischen Kirche aus dem Chaos kann es geben, aber keine Entwicklung dieses Chaos zur lutherischen Kirche. Wir können nicht warten, bis man uns jagt. Das Princip ist „nicht jagen“. Durch Warten treten wir in dasselbe ein und erfahren seine tötende Kraft. Wir haben von dem Grundsatz aus gehandelt, daß die lutherische Kirche als solche (in Bayern) das Recht habe zu bestehen – und darin irrten wir uns. Es bestehen lutherische Ansichten, aber keine lutherische Kirche. So müssen wir, nach gewonnener Gewißheit, gehen.“

 „Ich will – so schließt Löhes Aufzeichnung – zu meinen Brüdern gehen von der großen Separation von der lutherischen Kirche, die da wurde, als die Leute schliefen, zu den Erben alter Wahrheit und Verheißung. Der Friede sei mit mir! Sein heiliger Geist heilige meine Seele und führe mich auf ebener Bahn! Amen.“

 Diese Thesen fanden auf der Pastoralkonferenz zu Bamberg von Seiten der „befreundeten Gegner“ Löhes wenigstens in Einem Punkt entschiedenen Widerspruch. Man bekämpfte auf jener Seite namentlich die Behauptung Löhes, daß die lutherische Kirche in Bayern kein verfassungsmäßiges Recht der Existenz habe. Löhe konnte, wie es scheint, auch dem Gewicht dieser Einwürfe sich nicht völlig entziehen; er bekannte, etwas Neues in Bamberg gelernt zu haben“. Das „Neue“ war die Entdeckung, daß an den – von den Gegnern zu Gunsten der Landeskirche angeführten – Paragraphen des Religionsedikts (von den drei anerkannten öffentlichen Kirchengesellschaften) zwar nicht die gegenwärtige Landeskirche, die vielmehr zu einer „protestantischen Gesamtgemeinde“ vereinigt, also uniert sei, wohl aber eine im Lande neu sich bildende wahrhaft lutherische Kirche den verfassungsmäßigen Rechtsboden haben werde.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/373&oldid=- (Version vom 1.8.2018)