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die Konferenz die Prinzipien des Vortrags und die Verpflichtung, darnach zu verfahren, sich aneignete. Es kamen da herzzerschneidende Seelsorgerklagen – ganz wie aus Ihrem Munde – zu tage. – Der dritten Besprechung: „Festhalten der Landeskirchen“ lag ein Brief Catenhusens zu grunde, worin die Not, „die Mutter alles Segens im Reiche Gottes“ als Schoß des landesherrlichen Kirchenregiments apologisiert ward. Es wird Sie aber freuen zu hören, daß die Besprechung abschloß mit einer gediegenen, die Geister züchtigenden und zwingenden Rede Huschkes, deren Refrain war: daß eben die Not dermalen die Kirche antreibe, die Emanzipation vom landesherrlichen Kirchenregiment, welchem das frühere Fundament im Volksleben gebreche, fest als Ziel ins Auge zu fassen – obwohl ohne „Stürmen und Selbstmachen“. Ebendahin sprach sich Kahnis aus, den überhaupt „der Heugeruch der Landeskirchen“ (wie er sich ausdrückt) noch nicht betäubt hat. Auch in Nagels wahrhaftiger Missionspredigt werden Sie Klänge finden, die Ihnen die Aufbruchstellung Ihrer preußischen Brüder – und nicht nur dieser – bezeugen.“

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 Inzwischen waren über Löhes letzte Eingabe an das Oberkonsistorium wieder einige Monate vergangen, ohne daß eine Antwort erfolgt wäre. Eine Privatmitteilung aus München klärte die Ursache dieser Verzögerung dahin auf, daß seit Monaten durch Abwesenheit einzelner Räte das Oberkonsistorium nicht vollständig gewesen sei und erst in einigen Wochen, nach wieder eingetretener Vollzähligkeit des Kollegiums, Löhes Angelegenheit zur Entscheidung gebracht werden könne. Übrigens sei von Seiten des Oberkonsistoriums – nach den Äußerungen eines Rats – keine Nachgiebigkeit zu erwarten, da man dort der Ansicht sei, daß Löhe innerlich mit dem Kirchenregimente bereits gebrochen habe und doch, wenn man in einem Stücke ihm nachgäbe, sofort wieder mit einer andern Forderung kommen würde. Auch halte das Oberkonsistorium eine

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/378&oldid=- (Version vom 1.8.2018)