Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/386

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setzen, und gerade diese äußeren Leiden für des Herren Kirche sind der Dünger für diese. In der Verfolgung wächst sie, und die Gebete werden dann brünstiger, folglich wird dann auch mehr Geist ausgegossen, die Geister platzen auf einander, und die Toten stehen auf, und die Totengebeine fangen an für das Lob Jesu zu grünen, und die Juden bringen dann alle alten lutherischen Kernschriften an den Tag, wie das alles Stufe für Stufe bei uns in Preußen stattgefunden hat. – Ich bin immer vielmehr dafür, daß man sich absetzen und gefangen nehmen läßt, als daß man dem Feind das Feld, wenigstens den Ortsaltar räumt. Daß biblische Kirchenzucht damit Hand in Hand gehen muß, versteht sich von biblischen Lutheranern von selbst. Ich habe mich nie mit Scheibels Amtsniederlegung und seinem Nicht-aktiv-sein in und außer Preußen befreunden können. Wo dieser teure Mann Gottes das Amt niedergelegt, dahin ließ ihn der Herr der Kirche nicht wieder kommen; wir amtierten schon alle freudig und reich in Gott seit 7. Juni 1840 öffentlich in Preußen, und er bettelte an der Landesgrenze und wurde bis zu seinem freilich seligen Tode 1843 nicht in das Land gelassen. – Im ganzen dürfte behauptet werden, daß der Herr die einfachsten, nächstliegendsten Wege von den Seinen gegangen wissen will. Also: bin ich nach Breslau oder nach Neuendettelsau zu einem Pastor der lutherischen Kirche berufen, so mache ich an diesem Ort alles lutherisch, und wehre alle nicht lutherischen Einflüsse und Thaten ab; denn an dem Haushalter wird nicht mehr erfordert, als daß er treu (in der ihm angewiesenen Stellung) erfunden werde. Mir hat immer eines gewissen ungarischen Festungskommandanten Zriny Exempel im Kriege gegen die Türken vorgeschwebt. Diese hatten die christlichen Heere rings um ihn her geschlagen, die Christen waren geflohen, aber er übergab die vom deutschen Kaiser ihm anvertraute Position nicht, er verpallisadierte sich immer mehr in seiner Festung und erklärte den monatelang stürmenden

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/386&oldid=- (Version vom 1.8.2018)