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Türken: er weiche nicht, sondern würde bis auf den letzten Mann sich wehren und seinem Eide treu sein, und sollten die Türken endlich doch die Mauern erklettern, so würde er sich in den Pulverthurm noch verschanzen, und sich samt den Anstürmenden, ehe sie ihm die Hellebarde ins Herz stießen, in die Luft sprengen. Wie gesagt, so gethan. Es erbleichten so viele Türkenschädel vor der Festung, und der Verlust und die Verzögerung derselben war so groß; auch als zuletzt alle Stürmenden mit dem Zriny in die Luft flogen, so mußten sich zuletzt die türkischen Heere zurückziehen, und das Kreuz statt des Halbmondes blieb in Ungarn Panier. – Ich habe immer allen unierten Konsistorien und meinen Hönnigernschen Bauern erklärt: ich weiche nicht, bis nicht blanke Waffen kommen und mich in das Gefängnis führen, bloß um meiner lutherischen Thaten willen, aber dann würde ich auch so ruhig gehen wie ein Lamm zur Schlachtbank. Als dann endlich, und zwar grade heute, den 16. September, jetzt zehn Uhr sind es 17 Jahre, (am Geburtstag Scheibels) ein Oberregierungsrat und Landrat und Gensdarm mit dem Verhaftsbefehl kam nach Hönnigern, so ließ ich mich binnen zwanzig Minuten gefangen nach Breslau abführen, mit dem Regierungsrat und Landrat im Wagen sitzend und der Gensdarm am Wagen reitend, und als wohl hundert alsbald zusammengelaufene Gemeindeglieder meinen Reisekoffer nicht sogleich auf den Gefängniswagen wollten aufpacken lassen, so rief ich sogleich: ich bleibe keinen Augenblick Pastor von Rebellen, d. i. von Leuten, die nur einen Finger wider die Polizei aufheben, und wenn sie zusehen müßten, daß mir die Unierten den Kopf abhieben, und ich würde nur eine lutherische Hand sich dagegen erheben sehen, so würde ich sie alle noch mit abgehacktem Kopf anspucken.

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 Sie, hochgeehrter Freund und Bruder wissen, wie diesen passiven Ortswiderstand der Herr bei Hönnigern gesegnet hat. So wie die Türken in Ungarn verspielt hatten, als Zriny mit einem guten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/387&oldid=- (Version vom 1.8.2018)