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Kirchenkampf bezeichnet, ein Einlenken Löhes von dem bisherigen, konsequent verfolgt, zur Separation führenden Weg zu dem Versuch, sich eine Stellung innerhalb der Landeskirche zu erringen, bei welcher er ohne Sünde wider das Gewissen, wenn auch allzeit zum Aufbruch bereit, „aufgeschürzten Gewandes, den Stab in der Hand“ bis auf weiteres noch in ihrem äußeren Verband bleiben konnte. Hierin liegt der Schlüssel zum Verständnis seiner von da an lebenslänglich behaupteten Stellung zur bayerischen Landeskirche; hier aber auch der Anlaß zu all den Vorwürfen, welche ihm – wegen seiner „auf halbem Wege stehen gebliebenen Inkonsequenz“ von den missourischen Epigonen in Deutschland und ihren Ahnen in Amerika bis zu dieser Stunde gemacht werden. Und in der That, wenn der äußerlich kirchenregimentliche Zusammenhang mit einem landeskirchlichen Organismus, der an dem Übel einer zwar nicht rechtlich, aber doch faktisch, zwar nicht als Regel, aber doch als häufige Ausnahme bestehenden Abendmahlsmengerei krankt, an sich und unter allen Umständen verdammliche Sünde ist und es keinen andern Weg gibt, um sich der Teilnahme an solchen „fremden Sünden“ zu erwehren, als die Separation, dann bleibt dieser Vorwurf auf Löhe lastend. Wir geben zu, daß für den, der erst im Begriff steht in einen solchen Organismus einzutreten, die Frage anders liegt, als für einen, der sich – beim Erwachen von Gewissensbedenken bereits in demselben vorfindet. Letzteres war Löhes Fall, und wir kennen seine Überzeugungen von der Heiligkeit des zwischen dem Hirten und der ihm anvertrauten Gemeinde bestehenden Verhältnisses. Mit Rücksicht hierauf formulierte sich ihm sein kirchliches Programm, dem er zeitlebens treu blieb, von da an folgendermaßen: „Keine aktive Teilnahme an den Unionssünden des Ganzen, Übung konfessioneller Treue und streng lutherisches Handeln in dem göttlich angewiesenen Berufe, Protest und Zeugnis mit Wort und That gegen die Sünden der Gesamtheit und Ergebung in alle

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/396&oldid=- (Version vom 1.8.2018)